Diesmal von der flotten Abteilung: S und RS heißen bei Audi die entsprechenden Kürzel. Der A3 bekommt einen S3-Ableger, und beim A6 wird der Kombi als RS6 Avant zum wilden Hund

Da haben die Ingolstädter Hofkompositeure aber ganze Arbeit geleistet. S3, steht das womöglich für Symphonie Nr. 3 in F-Dur bzw. forsche Tour?

Foto: audi

Dieser Eindruck drängte sich als ein markanter auf bei der Präsentation des S3 im schönen Bayernland. Ein satter, sonorer Grundton, drüber dezent eine Oktav, und wenn nicht alles täuscht, haben die beim Hochdrehen im Quintenzirkel gearbeitet.

Foto: audi

Audi erzählt die Geschichte natürlich nüchterner: Die Soundingenieure hätten lange rumgetüftelt – und das Ergebnis via elektromechanischen Soundaktuator an den/die Insassen weitergegeben. Stimmig stimmvolle Ergänzung zur Leistung dieses komplett neu entwickelten Kraftpakets, und damit zunächst zu etwas Grundsätzlichem.

Foto: audi

In der Downsizing-Liga ist nämlich ein olympischer Wettkampf nach dem Muster "Citius, altius, fortius" (schneller, höher, stärker) im Gange. Sozial verträgliche vier Zylinder und zwei Liter Hubraum, turboaufgeladen, man kennt das ja. Kennt man das? Leistungsdaten mit einem Dreier vorn?

Foto: audi

Audi jedenfalls legt mit dem S3 eine Punktlandung auf 300 PS hin, der Motor kommt auf Gaspedalanfrage unverzüglich zur Sache, in 4,8 Sekunden ist der Sprint von null auf 100 km/h erledigt. Dabei ist der Wagen nicht nur eine Sprinternatur, er kann auch Marathon.

Foto: audi

BMW und Mercedes toppen Audis 300er-Ansage sogar noch – wobei der Vergleich im weißblauen Fall insofern hinkt, als der M135i xDrive seine 320 PS aus einem  3,0-Liter-Reihen-6-Zylinder holt. Mercedes hingegen tritt im Juli mit dem A 45 AMG an, und dessen 2,0-Liter-4-Zylinder bringt es auf 360 (!) PS, stärkster Serienvierzylinder, behauptet AMG, wer wollte widersprechen. Nächster Schritt? Na ja, es darf ein Audi RS3 erwartet werden, der die Affalterbacher in die Schranken weist.

Foto: audi

Bis dahin dauert’s noch ei ne Weile, zurück zum S3. Da inzwischen selbst im Hochleistungssegment Leistungs- und Temporekorde nicht mehr allein tonangebend sind, sondern auch hier der Verbrauch immer wichtiger wird, sehen wir uns den S3 kurz unter diesem Aspekt an:

Foto: audi

6,9 l / 100 km wurden im Normtest ermittelt, in der Version mit S Tronic (Doppelkupplungsgetriebe), der Handschalter-Wert liegt bei 7,0 Liter. Angesichts der Performance ei ne mehr als erstaunliche Leistung.

Foto: audi

Dass die erbracht werden kann, liegt auch an dem Umstand, dass der größer gewordene S3 60 kg weniger wiegt als sein Vorgänger.

Foto: audi

Dies wiederum, ferner das gegenüber dem A3 25 mm tiefer gelegte straffe Fahrwerk, die wunderbar direkte Lenkung sowie die Sportsitze, die einen auch bei höheren Fliehkräften nicht aus ihrem Halt entlassen, runden das Bild ab: Das hier ist ein rundum gelungener kompakter Alltagssportler.

Foto: audi

"Sie werden heute einen aufregenden, sehr intensiven Tag mit uns verbringen", versprach Audi bei der Pressekonferenz. Da hatte der Standard-Emissär das Kapitel RS6 Avant bereits abgehakt und wusste, was gemeint war, und vor allem, wie ernst.

Foto: audi

RS6 Avant? Da ist ganz schön was los bei der quattro GmbH, die für S und RS zuständig und weltweit höchst erfolgreich ist. Soeben vorgestellt wurde der RS7 Sportback, mit dem RS Q3 wagt man sich erstmals an die RS-ierung eines Q-Modells, und nun eben der potenziell wildeste aller möglichen Großraumkombis. Übernächste Eskalationsstufe wäre Eurofighter im Konturenflug.

Foto: audi

"Höchstleistung für den Alltag", umschreibt Audi das Phänomen. Der RS6 schaut böse drein, fährt sich souverän sportiv – und hat ebenfalls die ökologischen Hausaufgaben gemacht. An Bord findet sich leider kein Hochdrehzahl-Sauger, langsam stirbt dieses Konzept aus, aber ein 4,0-Liter-Biturbo, der noch viel sonorer röhrt als der S3 und überhaupt alle Stückerl spielt.

Foto: audi

Zylinderabschaltung etwa. Die trägt dazu bei, dass trotz 560 PS der Normverbrauch unter zehn Liter gedrückt werden konnte, 9,8 l / 100 km lautet der Wert. Beim Vorgänger standen noch 14,0 l / 100 km auf dem Papier. Die Rede ist von einer Effizienzsteigerung, schönes Wort, von 30 Prozent!

Foto: audi

Was wir mögen: Papierwerte. Was wir noch mehr mögen: Wenn die Realwerte halbwegs in Richtung Papier tendieren. Mehr als sonst wo hängt das im Falle RS6 Avant und S3 aber vom eigenen Gasfuß ab. Indes, ein jegliches hat seine Zeit. Disziplin hat seine Zeit. Und Spaß hat seine Zeit. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 19.4.2013)

Link
Audi

Foto: audi