Frans Lanting: "Okavango - Afrikas letztes Paradies"
Taschen 2012, 251 Seiten, € 29,99

Foto: Taschen

Impalas im hohen Gras des Okavango-Deltas.

Foto: Frans Lanting/www.lanting.com

Der Fotograf bei der Arbeit.

Foto: Frans Lanting/www.lanting.com

Ein Elefantengedächtnis wird Frans Lanting nicht brauchen, um sich noch an die Jahre 1988 und 1989 zu erinnern. Zu lebhaft müssen die Eindrücke für den niederländischen Naturfotografen gewesen sein, als er mit seiner Nikon FE2 in Botswana schon wieder auf der Lauer lag, während man ihm daheim in beiden Jahren den World Press Photo Award für die besten Natur- Reportagen aus Madagaskar und der Antarktis verlieh.

Die National Geographic Society hatte den heute 61-Jährigen damals auf eine lange Mission ins Okavangodelta geschickt, damit er die üppige Tierwelt dokumentiert, die dort seit der letzten Eiszeit existiert. Mitgebracht hat er aus dem gigantischen Feuchtgebiet inmitten der Kalahariwüste Porträts von Elefantenbullen unter dem Oktobermond, Bilder vorzeitlicher Felszeichnungen von Giraffen und Antilopen oder die spektakuläre Nahaufnahme von einem Ochsenfrosch, der so wie Lanting selbst, nahezu reglos im Delta ausharrte: Der Frosch hatte sich sommers im harten Ton einer Pfanne vergraben und verließ sie erst, als der erste Wolkenbruch der Saison im Delta binnen Minuten große Teiche schuf. Zu viele einzigartige Momente wie dieser jedenfalls, um sie alle in ein Heftchen von National Geographic zu packen.

Gemeinsam mit seiner Frau Christine Eckstrom, Autorin und Filmemacherin desselben Genres, gab er daher 1993 den Bildband Okavango heraus. Die gelungene Mischung aus klugen Texten und spektakulären Aufnahmen wurde rasch zu einem Standardwerk über das fragile Ökosystem. Und noch flotter, wie es scheint, war dieser bildhafte Atlas einer Welt, von der alle annahmen, sie existiere gar nicht mehr, restlos vergriffen.

Heute, 20 Jahre später, liegt Okavango - Afrikas letztes Paradies - wieder als rundum aktualisierte Neuauflage vor: mit bisher unveröffentlichten Fotos, einer Neureproduktion der alten Motive, aber auch mit frischen Texten, die offensichtlich notwendig geworden waren: In der Vergangenheit, meint Lanting, habe das Delta vor allem durch seine Abgeschiedenheit und eine Art wohlwollende Vernachlässigung überlebt. Aktuell dagegen erkennt Botswana die Region zwar immer stärker als nationalen Schatz, aber als solcher wird er eben auch gehoben: in Form zahlreicher werdender Safaris etwa.

Zivilisatorischen Pessimismus knüpfen Lanting und Eckstrom allerdings nicht an die Bilderflut, die vor zwei Jahrzehnten entstand und heute nur mehr schwer in dieser Dichte herstellbar wäre. Eher im Gegenteil: 2011 wurde endlich ein multinationales Abkommen unterzeichnet, das die Schutzzone nun de facto mehr als verzehnfacht. Auf einer Fläche, so groß wie Italien, soll das Delta dadurch so wie in Urzeiten auch über die Grenzen Botswanas hinaus als wildes Herz Afrikas pulsieren und Mensch und Tier in fünf Ländern mit seinen Wasseradern versorgen können. (Sascha Aumüller, DER STANDARD, Rondo, 19.4.2013)