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Aus der VW-Zentrale in Wolfsburg werden weniger Autos ausgeliefert, dank der Verkäufe in China steht Volkswagen gut da.

Foto: epa/SEBASTIAN KAHNERT

Wien - Derzeit fällt in der europäischen Automobilbranche ein Rekord nach dem anderen. Für die Autohändler geht es allerdings nicht aufwärts, sondern steil bergab. Europaweit nahm die Neuzulassung von Personenkraftfahrzeugen im März um 10,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ab, wie der Branchenverband ACEA am Mittwoch mitteilte. Die Verkaufszahlen sind damit bereits seit 18 Monaten in Folge rückläufig.

Der Einbruch im ersten Quartal war besonders bei Ford (Absatzminus von 20 Prozent) und PSA Peugeot-Citroën (minus 15 Prozent) dramatisch, doch betroffen sind nahezu alle Marken. Die ACEA erwartet daher, dass 2013 zum schwächsten Verkaufsjahr in Europa seit Beginn der Aufzeichnungen vor 23 Jahren wird.

Rezession als Hauptgrund

Hauptgrund für den Absturz ist die Rezession in großen Teilen Europas. In Spanien, Italien und Frankreich bewegen sich die Verkaufseinbrüche schon seit Monaten im zweistelligen Bereich. Doch inzwischen bekommen auch bisher stabile Länder wie die Niederlande, Schweden und Deutschland (Absatzminus im März von 17,1 Prozent) die Turbulenzen zu spüren. Zwar sind in Deutschland weder die Löhne gefallen, noch ist die Arbeitslosigkeit rapide gestiegen. Doch in der Bundesrepublik macht sich ein "psychologischer Nebeneffekt der Eurokrise bemerkbar", heißt es beim deutschen Verband der Automobilindustrie. Die Verunsicherung über die Lage in Europa sorge dafür, dass viele potenzielle Kunden vor dem Neuwagenkauf zurückschrecken.

Diesen Effekt bekommt auch Österreich ab, wo die Neuzulassungen im März um fast 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgingen. Dabei sind die Österreich-Zahlen je nach Standpunkt besser oder schlechter, als sie scheinen: 2011 und 2012 waren Rekordjahre für den heimischen Markt, wodurch der Jahresstart 2013 in einem längeren Vergleichszeitraum sogar ganz gut war. Allerdings ist in den vergangenen drei Jahren die Zahl der Tageszulassungen, mit denen Händler ihre Statistiken schönen, rapide angestiegen.

Unterschiedliche Auswirkungen

Die europaweiten Rückgänge treffen die Industrie übrigens völlig unterschiedlich. Am besten illustrieren lässt sich das mit einem Vergleich zwischen deutschen und französischen Marken.

So überkompensiert VW den Einbruch in Europa mit seinen wachsenden Verkaufszahlen in China. Volkswagen verkaufte 2012 rund 2,8 Millionen Pkws in der Volksrepublik und schaffte damit global einen Absatzrekord. Renault dagegen verkaufte im vergangenen Jahr nicht einmal 30.000 Fahrzeuge in China, nur etwas besser ergeht es PSA Peugeot-Citroën. "Wer so wie VW den Sprung nach Asien rechtzeitig geschafft hat, kann die Verluste in Europa verkraften, für die anderen sind die Entwicklungen extrem schmerzhaft", sagt Frank Schwope, der für die Norddeutsche Landesbank den Automarkt beobachtet. Zu den global gut aufgestellten Konzernen zählen neben VW BMW und Daimler.

Automobilbauer sind optimisitisch

Schlecht läuft es dagegen für Ford: Der Konzern kündigte 2012 an, drei Werke in Belgien und eines in Großbritannien zu schließen. Mies auch das Geschäft für Opel, wo das Werk Bochum (3000 Beschäftigte) dichtgemacht werden soll, PSA will in Frankreich zwei Standorte zusperren und 8000 Stellen streichen. Autoexperte Schwope ist überzeugt, dass die Automobilindustrie in der EU ihre besten Zeiten hinter sich hat und die Produktionsstandorte aus Westeuropa nach und nach abwandern werden. "Das große Geschäft winkt in China und den anderen aufstrebenden Märkten."

Beim Verband der deutschen Automobilbauer ist man optimistischer: Die Verkaufszahlen würden unter dem langjährigen Schnitt liegen, wenn die Krise vorbei ist, sollte es bergauf gehen. (András Szigetvari, DER STANDARD, 18.4.2013)