Schwer zu entschlüsseln - das Konzept hinter der neuen Primetime-Nachrichtenschiene auf ORF 1. Sie startet mit dem ZiB-Magazin und geht dann über in die ZiB 20. Stellt man sich ab 19.30 in einem Selbstversuch zappend ein Nachrichtenmenü zusammen, um hinter das Konzeptgeheimnis zu kommen, scheint zunächst etwas Klarheit aufzukommen.

Beim Thema "Bomben in Boston" etwa werden einem die Basics in der ZiB (ORF 2) präsentiert. Mehr noch: Man hört jemanden, der "einen Feuerball gesehen" und "Verbranntes gerochen" hat. Man sieht Weinende, geschockte Läufer; einer sagt, es sei jemand vorbeigetragen worden, dem "die Beine fehlten". Auch meldet sich Wolfgang Geier live aus Boston und sieht eine Stadt "im Ausnahmezustand".

Wiederholungszwang

Der anschließende Zappwechsel auf ORF 1 zum ZiB-Magazin bringt eine Vertiefung des Bombenthemas mit Wiederholungszwang: In vier Minuten lässt man es viermal krachen (es gab nur zwei Detonationen) und zeigt Sympathie für einen älteren Läufer, dessen Sturz zu Boden zweimal (nach der Detonation) gezeigt wird, obwohl der Herr nur einmal hinfiel.

Nach so viel grellen Eindrücken ist klar: Wer von der ZiB um 19.30 (ORF 2) zum ZiB-Magazin (ORF 1) wechselt, hat sicher keine Lust mehr auf die ZiB 20-Basisinfos. Und wer erst mit dem ZiB-Magazin startet und die ZiB 20 vor sich hat (wie das die Programmplaner wohl hoffnungsvoll vorsahen) hat ebenfalls keinerlei Appetit mehr auf die 20.00-Nachrichten. Boulevardeske, RTL-2-artige Hintergrundinfos zuerst, danach erst die zugehörigen News? Tja. So bleibt die Frage auch nach dem Selbstversuch weiterhin drängend: Was soll diese verkehrte Welt? (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 18.4.2013)