Die Wege der Paketdienstleister sind zuweilen unergründlich. Wer sie ergründet erlebt aber Überraschungen.

Foto: Atheist/Nana Baumann

Die Post bringt allen was. Das gilt nicht nur für den heimischen Logistiker, sondern auch für die US-Post. Vom United States Postal Service hörte man in der Vergangenheit so allerlei. Unter anderem war zuletzt wiederholt von der prekären finanziellen Lage des Staatskonzerns die Rede.

Mit einer skurrilen Nachricht, die derzeit die Runde macht, dürfte dies allerdings eher wenig zu tun haben. Die Geschichte geht so:  Ein Schuhlabel in Berlin nennt sich Atheist. Die Schuhe, die feilgeboten werden, sind nach eigenen Angaben handgemacht und geradezu unglaublich bequem. Was die Lederhalbschuhe außerdem auszeichnet: In die Gummisohle ist der Schriftzug "Ich bin Atheist" eingeprägt. Die Idee kam von David Bonney, einem irischen Künstler und bekennenden Atheist.

Schuhe für Liebhaber

Wie es sich für ordentliche Jung-Unternehmer gehört, wird das Schuhwerk via Online-Shop verkauft und via Paketdienstleister verschickt. Zu haben ist das Paar um 130 Euro. Die passende Story wird auf der Homepage gleich mitgeliefert. Man zaubert in Stilfragen das Bauhaus als Vorbild hervor und erzählt die schöne Geschichte, wie das Produkt geboren wurde: Auf der Suche nach einem Sneaker, der sein Geld wert wäre, fand man ihn nicht.

So versammelte David Bonney ein Grüppchen Gleichgesinnter um sich -  Designer, Schuhmacher und was es sonst noch so braucht, um einen Schuh zu fabrizieren. Man beschloss, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Die Sache kam ins Rollen, Geld wurde via Crowdfunding aufgestellt, die Schuhproduktion kam in Gang. Was dabei herauskam, gefällt auch Kunden in den USA.

Nun machte man bei Atheist nach eigenen Angaben folgende erstaunliche Erfahrungen. Aus den USA kam des Öfteren die Nachricht, dass die Schuhe unglaublich lange auf Reisen seien. Manche kamen gleich gar nicht bei den Empfängern an. So kam man in Berlin auf die Idee, den Beförderungsweg der Schuhe genauer zu beobachten. Verschickt wurden Pakete mit "ungläubigem" Firmenlogo und ohne.

Ungläubige Pakete reisen länger

Die Ergebnisse sollen laut Webseite eindeutig ausgefallen sein: Von 178 Paketen, die am gleichen Tag an 89 Kunden in den USA verschickt wurden, trug jeweils die Hälfte das Atheist-Logo sichtbar, die andere Hälfte nicht. Jeder Kunde erhielt also jeweils ein markiertes und ein unmarkiertes Paket. Im Schnitt waren die Schachteln mit dem Logo drei Tage länger unterwegs – in Michigan brauchte das "ungläubige" Paket sogar 37 Tage länger.

Das könne nur daran liegen, dass Mitarbeiter der US-Post absichtlich für Verzögerungen sorgen, lautet der Schluss der "Atheisten", die auch Kontrollsendungen innerhalb Deutschlands und Europa zum Vergleich herangezogen hatten. Bemerkenswert sei auch, dass es keine Unterschiede zwischen der Zustellung in Bundesstaaten mit weniger und stärker religiöser Bevölkerung gegeben habe: "Traditionell weniger religiöse und liberale Staaten zeigten ebenfalls hohe Verzögerungs- und Verlustraten."

Um einen PR-Gag handelt es sich nicht, wie David Bonney auf Anfrage von derStandard.at beteuert. Man sei ehrlich erstaunt über das Ergebnis gewesen und habe sich auch bei der US-Post beschwert. Dort habe man allerdings versichert, dass es sich wohl nur um wenige schwarze Schafe handle, keineswegs um institutionalisierte Politik. Die Pakete in die USA reisen mittlerweile ohne Logo. Die Lieferzeiten haben sich erheblich verbessert. (Regina Bruckner, derStandard.at, 17.4.2013)