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Sepp Schellhorn tritt bei den Neos an.

Foto: apa/Wildbild

Sein Lieblingstier sei die Giraffe, hat er einmal bekannt: "Weil sie so einen langen Hals hat, dass sie überall drüberschaut, und weil sie nach vorne und hinten ausschlagen kann."

Was nach schnellem Sager klingt, ist bei ihm tatsächlich Lebensmotto. Sepp Schellhorn (45), Expräsident der Österreichischen Hoteliervereinigung, Haubenkoch, Gastrounternehmer und nun auch noch mit der Ambition unterwegs, politisch etwas zu bewegen in Österreich, hat gern den Überblick, teilt aber auch sehr gern aus.

Wenn etwas nicht typisch österreichisch am Ur-Salzburger Schellhorn ist, dann genau das: dass er vor nichts und niemandem Angst hat, jeden und jede angreift, der oder die es seiner Meinung nach verdient. Er spricht alles aus, was in ihm drin ist, auch wenn es ihm schadet. Manche sagen, er sei undiplomatisch, andere schätzen gerade das an ihm: den geraden Michl.

Die Streitkultur hat Schellhorn in seinem Elternhaus erlernt. Geübt und praktiziert hat er sie mit seinem Bruder Franz, dem Exwirtschaftsressortleiter der Presse und jetzigen Leiter des liberalen Thinktanks Agenda Austria.

Sepp Schellhorns Antreten bei Neos ist nicht die Überraschung, als die sie vielleicht manchen erscheinen mag. Ja, Schellhorn war und ist auf Gemeindeebene in Goldegg für die ÖVP tätig - wie lange noch, wird sich zeigen. Und ja, Schellhorn unterstützt auf Landesebene weiterhin den ÖVP-Spitzenkandidaten Wilfried Haslauer. Wer auf Bundesebene etwas bewegen wolle, müsse Neues versuchen, ließ Schellhorn durchblicken. Die von diversen Bünden in Geiselhaft gehaltene Partei sei viel zu unbeweglich.

Wenn Schellhorn, der im elterlichen Betrieb in Goldegg aufgewachsen ist und diesen nach Aufenthalten in Italien, den USA und Frankreich 1996 übernommen hat, etwas nicht ausstehen kann, dann Unbeweglichkeit. Nicht von ungefähr hat er sich in der freien Interessenvertretung der Hoteliers engagiert und nicht in der Tourismussektion der Kammer. Diese war dem kunstsinnigen, sportliebenden Thomas-Bernhard-Fan zu behäbig. Von Zwangsmitgliedschaft hält er nichts, von Sozialpartnerschaft wenig.

Von Mitstreitern wird der verheiratete Vater dreier Kinder, der neben dem Seehof in Goldegg unter anderem das M32 auf dem Salzburger Mönchsberg sowie das Skirestaurant Angertal 1180 in Gastein betreibt, als radikal im Denken, aber zugänglich für Argumente und umgänglich im Stil beschrieben. Von Freunden hält er viel, von Facebook hingegen wenig. (Günther Strobl, DER STANDARD, 17.4.2013)