"umfrage: sads es fia oda gegn dialekt auf fääsbuck?"

Foto: Andrea Maria Dusl
Pro: "Dafia"
Von Roman David-Freihsl

Dialekt auf Facebook? Warum denn nicht - jeder immer, wie er mag und kann. Aber diese Frage sollten doch am besten gleich die Online-Freunde endgültig entscheiden. Daher gleich flugs ins "Gfrießbiachl" gepostet: "umfrage: sads es fia oda gegn dialekt auf fääsbuck?"

Die erste Antwort, kurz und bündig: "4!" Und so geht's weiter. "Dafia" und auch "beides, wias grod passt!" Oder: "maunchmoi is scho vü gscheida, ma bleibt bei dem wos ma sei gaunze kindheit über schwa dalernt hot!" Manche Reaktionen ergeben eher ein Unentschieden. Wie: "voi dagegn!"

Und nur ganz wenige grummeln: "mundartdichter fliegen raus. ganz einfach." Oder granteln: "schlimmer als spieleanfragen".

Und dann war noch die arme australische Freundin, die verzweifelt meldete: "I just don't understand a bloody word of any of this thread! WTF?"

Aber die wirklich überwältigende Mehrheit schließt sich Liesl an - denn die ist "fia die richtige sproch do und umadum a".

 

Kontra: Zwang zu Originalität
Von Margarete Affenzeller

Dialekt reden ist cool, weil damit ein Bekenntnis zur gewachsenen Sprache miteinhergeht. Im Vergleich dazu ist Hochdeutsch ein Gleichheitsmeer. Beim Dialekt kann sich das Mundwerk austoben. Die Aussagen wirken dann auch sagenhaft authentisch, goi? Aber: Im Mitteilungsgewusel auf Facebook hat das nur mit dem zwanghaften Bestreben zu tun, originell sein zu wollen.

In Wahrheit sind Dialekt-Facebooker nur Nutznießer einer mehr oder weniger gscherten Sprache, um selbst sympathisch zu wirken, um scheinbare Solidarität mit dem Ungehobelten und dem Urwüchsigen zu signalisieren. Das ist heuchlerisch. Oft ist es sogar so, dass diejenigen, die gar nichts zu sagen haben, es wenigstens im Dialekt tun, damit eine gewisse Bedeutung entsteht.

Zudem ist es mir schlicht und ergreifend unmöglich, die Inputs des Ossiacher Familienzuwachses zu deuten. "Eapa am Elti" - Na? Fällt Ihnen dazu etwas Passendes ein? Ich meine also, Hochsprache ist Facebook-Sprache. "do ken e nix / do giw e kan bardaun" (H. C. Artmann). (Rondo, DER STANDARD, 19.4.2013)