Wien - Als die französische Notenbank in der vergangenen Woche ihre frischsten Konjunkturzahlen präsentierte, war sie spürbar erleichtert. Nachdem Frankreichs Wirtschaft Ende 2012 geschrumpft war, legte das Bruttoinlandsprodukt laut Zentralbank im ersten Quartal 2013 um 0,1 Prozent zu. Das war zwar nicht viel, aber doch genug darum, eine Rezession zu verhindern.

So viel Glück dürfte Frankreich in den kommenden Monaten nicht mehr haben. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat am Dienstag in Washington seine Frühjahrsprognose vorgestellt. Demnach wird die zweitgrößte Volkswirtschaft der EU 2013 in die Rezession fallen. Der IWF prognostiziert übers Jahr gerechnet einen Rückgang der französischen Wirtschaftsleistung von 0,1 Prozent, bisher war der Währungsfonds ebenso wie die EU-Kommission von einem leichten Anstieg des BIP ausgegangen.

Damit dürfte der Druck auf die französische Regierung unter Präsident François Hollande steigen. Denn der IWF rechnet auch mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit von 10,3 auf 11,2 Prozent.

Heikler Einbruch

Der Einbruch ist für die Eurozone insgesamt heikel, denn Frankreich stemmt mit Deutschland den größten Teil der Staatenrettungen und ist der zweitwichtigste Garantiegeber für den Eurorettungsschirm. Bei den Ratingagenturen Standard & Poor's und Moody's hat das Land bereits 2012 seinen Triple-A-Status verloren.

Ernüchternd fallen die Erwartungen des IWF auch für andere Euroländer aus: So dürfte sich die Talfahrt in Italien und Spanien beschleunigen, insgesamt werden 2013 sieben Euroländer in der Rezession feststecken. Die Arbeitslosigkeit dürfte sich in Europa entsprechend horrend entwickeln, in Spanien und Griechenland dürfte die Rate auf 27 Prozent steigen.

Deutlich besser sind die Prognosen für Österreich, der IWF erwartet für das kommende Jahr ein Wachstum von 0,8 Prozent, die heimischen Ökonomen von Wifo und IHS hatten zuletzt mit einem ähnlichen Wert gerechnet. 2014 soll die heimische Wirtschaft sogar um 1,6 Prozent wachsen. Die globale Prognose für 2013 hat der Währungsfonds leicht nach unten korrigiert, jene für 2013 ließ er unverändert.

Gute Nachrichten

Dabei gibt es auch gute Nachrichten. So dürfte etwa das japanische BIP weit stärker wachsen als bisher angenommen, der Währungsfonds rechnet für 2014 mit einem Plus von 1,4 Prozent, das ist doppelt so viel wie bei der letzten Prognose im Jänner. Hauptgrund für diesen Aufschwung ist laut Währungsfonds die Ankündigung der Regierung in Tokio aus dem Jänner, die Wirtschaft mit Mehrausgaben von 10,3 Billionen Yen (87 Milliarden Euro) ankurbeln zu wollen. Auch die expansive Politik der japanischen Notenbank dürfte das Wachstum ankurbeln.

Dank der Entschlossenheit der europäischen Politiker und Zentralbanker sei zudem das Risiko für den Zusammenbruch der Eurozone gebannt worden, schreiben die IWF-Experten. Tatsächlich ist in den vergangenen Monaten einiges weitergegangen: Neben der Grundsatzeinigung auf eine gemeinsame Bankenaufsicht wurde im Herbst 2012 ein neues Rettungspaket für Griechenland verabschiedet.

Am stärksten positiv wirkt sich laut IWF allerdings die Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB) aus, im Ernstfall unbegrenzt Staatsanleihen von Krisenländern kaufen zu wollen. Die Ankündigung dieser Outright Monetary Transactions (OMT) haben die Risikoaufschläge für alle Euroländer deutlich reduziert. So sind die Zinsen für französische Staatsanleihen mit einer zehnjährigen Laufzeit derzeit sogar auf einem historischen Allzeittiefstand. Allerdings geht der Währungsfonds davon aus, dass es auf Dauer nicht ausreichen wird, dass die EZB nur ankündigt, im Ernstfall eingreifen zu wollen. Früher oder später werden die Zentralbanker in Frankfurt an den Märkten wirklich aktiv werden müssen. (szi, DER STANDARD, 17.4.2013)