Einer der Proponenten des Volksbegehrens gegen Kirchenprivilegien, der Kreativ-Unternehmer Niko Alm, ist zur neuen bürgerlich-liberalen Gruppierung Neos gestoßen. Die ÖH-Kandidatin Claudia Gamon von den (Jung-)Liberalen (die soeben mit den Neos eine Listengemeinschaft eingegangen sind) twittert zu diesem Volksbegehren: "Du sollst hingehen!" Das erinnert an die Zeiten des Liberalen Forums, als Heide Schmidt fälschlich glaubte, die Abschaffung der Kruzifixe in den Klassenzimmern sei ein Thema, das dem bürgerlich-liberalen Wählerpotenzial auf der Seele brennt.

Vermutlich stehen aber die tatsächlichen oder angeblichen Privilegien der Glaubensgemeinschaften ziemlich weit unten auf der Prioritätenliste dieser potenziellen Wähler - hinter Erstarrung und Inkompetenz der Traditionsparteien, rechtsextremistischen Tendenzen, populistischer Verblödung des öffentlichen Lebens, Abschnürung der Lebenschancen durch Bürokratie und durch Klientelismus für mächtige Interessengruppen. Und so weiter, und so weiter.

Davon abgesehen scheinen die Neos langsam an Fahrt aufzunehmen. Vor allem enttäuschte ÖVPler, aber auch Grüne und freifloatende Liberale beginnen von der Gruppierung Notiz zu nehmen. Aber noch herrscht einige Verwirrung über die Kernziele der Neos. Ob da eine allzu große Identifikation mit dem Anti-Kirchen-Volksbegehren die richtige Priorität ist? (Hans Rauscher, DER STANDARD, 16.4.2013)