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Die jahrzehntelang erfolgreiche Obsoleszenz-Strategie von Intel und Microsoft bei Computern funktioniert heute nicht mehr, meint Ted Schadler.

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Wenig Freude mit der Untergangsstimmung unter PC-Markt-Analysten hat Ted Schadler, seines Zeichens tätig für Forrester Research. Auch er sieht zwar einen Einbruch, denkt allerdings nicht, dass eine signifikante Anzahl von Nutzern in Zukunft komplett auf einen klassischen Rechner verzichten wird. Die Existenz einer "Post-PC-Ära" streitet er in einem Blogeintrag ab.

PCs sind nach wie vor wichtig

Er hält dazu eine Reihe von Fakten fest. Nach eigener Analyse gehen zwei Drittel aller US-Konsumenten mit zwei oder mehr Geräten ins Internet, oft beinhaltet das mehrere Computer. 53 Prozent aller "Informationsarbeiter" weltweit arbeiten auf drei oder mehr Geräten. Klassische PCs nehmen dabei eine zentrale Rolle ein.

Auch Computer veralten, so wie es auch Schuhe oder Geschirrspüler tun. Lange Zeit, so Schadler, haben Intel und Microsoft im Tandem ein "brilliantes Spiel geplanter Obsoleszenz" gespielt. Neue Software brauchte bessere Chips, um sie auszuführen. Dieses Rad der regelmäßigen Aufrüstung lief solange rund, bis sich neue Gerätekategorien etablieren konnten.

Denn die Menschen wollen die für ihre Aufgaben am besten geeigneten Devices haben. Viele davon lassen sich auch heute noch am besten auf einem traditionellen Rechner erledigen – etwa das Führen eines Blogs, das Erstellen von Tabellenkalkulationen und Präsentationen oder Internetsurfen. Aber eben nicht mehr alle. Stetig fallende Preise für neue Technik ermöglichen mehr Menschen, sich die jeweils geeignetsten Werkzeuge zuzulegen.

Strukturell bedingter Einbruch

All das macht strukturelle Probleme sichtbar, wieso die Verkäufe neuer PCs einbrechen und wohl noch eine Weile weiter sinken werden. Die Konsumenten werden immer jene Geräte kaufen, die sie zur Zeit am dringendsten brauchen. Aktuell sind das Smartphones und Tablets und nicht Computer.

Auch die Tage, an denen man zwingend einen neuen Rechner gekauft hat, um neuere Software auszuführen, sind gezählt. Das Intel-Microsoft-Spiel funktioniert nicht mehr so gut wie einst, da neuere Software (Spiele ausgenommen) grundsätzlich auch auf nicht mehr ganz neuen Rechnern läuft. Der Nutzungszeitraum für PCs verlängert sich damit.

Die Kunden werden auch dann erst zum Neukauf schreiten, wenn sie mit ihrem aktuellen Gerät nicht mehr arbeiten können oder wollen. Der durchschnittliche Erneuerungszyklus von vier Jahren wird zu Hause wahrscheinlich auf sechs Jahre ansteigen, am Arbeitsplatz von drei auf vier, so Schadlers Schätzung.

Schöner statt schneller

Ähnlich wie es im Mobile-Bereich schon zu sehen ist, wird eine neue Form der geplanten Obsoleszenz die Investitionswilligkeit ankurbeln müssen. Statt immer leistungsfähigerer Geräte, werden sie beispielsweise immer schöner oder leiser und erfüllen mit dünnerem, leichteren oder schlichtweg eleganterem Design ästhetische Bedürfnisse.

Das führt Schadler zu folgendem Fazit: Computer werden nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwinden, sondern lediglich weniger oft ersetzt. Es gibt auch keine "Post-PC-Ära" sondern nur eine auf Gerätevielfalt basierende "Das-richtige-Werkzeug-für-die-jeweilige-Aufgabe"-Ära. Diese Entwicklung hat einen höchst umkämpften Markt für alteingesessene und neuer Player geschaffen. Nicht alle werden den Wandel überstehen.

Computer werden besser, in dem Sinne, dass sie immer stärker vernetzt mit anderen Dingen sind, mehr Flexibilität in ihrer Verwendung erlauben und immer öfter in andere Geräte integriert werden.

Windows 8 nicht alleiniger Sündenbock

Es wäre, wie WPCentral zusätzlich festhält, auch zu einfach, Windows 8 alleine die Schuld an der aktuellen Marktmisere zu geben. Das neue Betriebssystem konnte bislang zwar nicht wirklich abheben und verfehlte es auch, die PC-Verkäufe anzukurbeln, trotzdem sind nicht alle Hersteller gleich stark betroffen. Lenovo etwa konnte eine Wachstum bei den Verkäufen für PCs und Notebooks verzeichnen und trifft Bedürfnisse und Budget der Konsumenten offenbar besser als manche andere.

Auch beim Erneuern der Hardware hat sich bei den Kunden etwas geändert. Das Öffnen des Computergehäuses und der Austausch einzelner Komponenten ist für viele keine Zauberei mehr. Diese Leute greifen folglich öfter zu Einzelteilen und selbst zusammengestellten Geräten anstelle von PCs "von der Stange". (red, derStandard.at, 15.04.2013)