Sehenswürdigkeiten hat Wien viele zu bieten. Allein: Viel Zeit zum Bewundern hatten die Läuferinnen und Läufer nicht.

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Wien - "Das nächste Mal", sagte Haile Gebrselassie nach dem Rennen, " komme ich als Tourist." Zum dritten Mal en suite bestritt der äthiopische Leichtathletik-Superstar den Halbmarathon in Wien. Bei seinem dritten Sieg verpasste Gebrselassie, der am Donnerstag seinen 40. Geburtstag feiert, aber erneut das angepeilte Ziel, unter einer Stunde zu bleiben. "Es ist eine wunderbare Atmosphäre hier, es ist ein fantastisches Rennen", sagte der zweifache Olympiasieger, nachdem er in 61:14 Minuten das Ziel am Heldenplatz erreichte. Damit war er 56 Sekunden langsamer als bei seiner Wien-Premiere 2011. "Ich wollte schneller laufen. Nur habe ich zu Beginn einen Fehler gemacht und bin das Tempo zu schnell angegangen."

Das bekamen auch die fünf mit ihm ins Rennen gegangenen Pacemaker zu spüren. Einer nach dem anderen musste früh abreißen lassen, nach zehn Kilometern war Gebrselassie auf sich alleine gestellt. "Ich beschwere mich nicht", sagte er. "Es war ein guter Lauf." Ein weiteres Antreten in Wien wollte er im Gespräch mit dem Standard nicht ausschließen. "Aber ich denke, dass es nicht mehr dazu kommen wird."

Kenia dominierte

Ebenfalls seinen dritten Triumph - freilich über die gesamten 42,195 Kilometer - feierte Henry Sugut. Der 27-Jährige, der einen kenianischen Fünffacherfolg anführte, kam in 2:08:19 Stunden auf die sechstschnellste je in Wien gelaufene Zeit. Seinen Streckenrekord (2:06:58) aus dem Vorjahr verpasste Sugut, der erstmals 2010 in Wien siegte, deutlich. Sugut verwies auf die etwas zu warmen Temperaturen, in der Sonne wurden im Verlauf des Rennens knapp 20 Grad gemessen. Und die Konkurrenz sei stark gewesen. "Ich habe Extraenergie aufwenden müssen, um vorne zu bleiben." Laut Renndirektor Mark Milde hätten sich die Athleten in der Spitzengruppe anfangs nicht an Vorgaben gehalten. "Bis Kilometer drei waren wir auf Weltrekordkurs. Da sind die Emotionen mit ihnen durchgegangen."

Auch bei den Damen gab es mit Flomena Cheyech eine kenianischen Sieg. Die 30-Jährige verbesserte in 2:24:34 ihren eigenen Rekord um rund zehn Minuten, der von der Italienerin Maura Viceconte seit 2000 gehaltene Streckenrekord (2:23:47) ging sich aber nicht aus.

Ab in die Küche

In Abwesenheit von Österreichs Rekordhaltern Günther Weidlinger (läuft am kommenden Sonntag den Marathon in Linz) und Andrea Mayr wurden Top- und auch Durchschnittszeiten von heimischen Athleten schmerzlich vermisst. Der Tiroler Peter Fankhauser erreichte in 2:35:12 Minuten als 16. das Ziel, noch nie wurde der beste Österreicher bei einem Wien-Marathon mit einer langsameren Zeit gestoppt.

Das mag auf den allgemein schwachen Zustand der heimischen Leichtathletik-Szene, Abteilung Langstrecke, hindeuten. Die besondere Leistung des 35-jährigen Tirolers ist aber bemerkenswert. Zum einen kämpfte Fankhauser ab Kilometer 30 mit Krämpfen. "Das hat mich mindestens sieben bis acht Minuten gekostet", sagte er. Zum anderen ist Fankhauser Chef-Patissier im Fünf-Sterne-Hotel Trofana Royal im Skiort Ischgl. "Ich stehe 13 Stunden pro Tag in der Kuch'l", sagt der Kaltenbacher. Wie er da auf 130 Trainingskilometer pro Woche kommt? "Da bin ich ebenso kreativ wie bei der Arbeit."

Lauf-Amateur Fankhauser, der beim Berlin-Marathon 2008 seine persönliche Bestzeit von 2:25:20 erzielte, wurde zudem in der Vorbereitung von einem Sehneneinriss gestoppt. Ihn als neue heimische Leichtathletik-Hoffnung zu sehen, führt aber in die Irre. "Neben der Arbeit kostet das Training extrem viel Substanz. Das war mein letzter Marathon", sagte er nach dem Zieleinlauf. Was er morgen macht? "Da stehe ich wieder in der Küche. Ich brauche aber erst zu Mittag beginnen." (David Krutzler, DER STANDARD 15.04.2013)