Peking - Die Vogelgrippe H7N9 hat eine weitere Region Chinas erreicht: In der Provinz Henan in Zentralchina wurden am Sonntag zwei Infizierte gemeldet. Einer der beiden erkrankten Männer befindet sich in einem kritischen Zustand. Es handle sich um die ersten bekannten Fälle in dieser Region, berichtete die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Damit seien bisher 60 Infektionen beim Menschen bekannt. Am stärksten betroffen sind Regionen im Osten des Landes.

"Es gibt keine Möglichkeit vorherzusagen, wie sich der Erreger ausbreitet, aber es ist nicht überraschend, dass wir neue Fälle an verschiedenen Orten wie etwa Peking haben", sagte Michael O'Leary, Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in China. Am Samstag war bekannt geworden, dass bei einem siebenjährigen Kind in der Hauptstadt der Virus H7N9 nachgewiesen wurde.

13 Tote

Bisher starben 13 Menschen an der Krankheit. Chinesischen Behörden zufolge gibt es keine Hinweise auf eine Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch. Die Weltgesundheitsorganisation lobte das chinesische Vorgehen. Aus Angst vor der Ausbreitung des Erregers waren vor gut einer Woche auf einem Geflügelmarkt in Schanghai mehr als 20.000 Tauben getötet worden. Etliche Märkte wurden geschlossen.

H7N9 ist nicht der einzige Vogelgrippe-Erreger: So gab es wegen des aggressiven H5N1-Virus vor einigen Jahren die Sorge vor einer weltweiten Epidemie. Die neuen Infektionen wecken Erinnerungen an den Ausbruch der Lungenkrankheit Sars 2003. Damals wurden weltweit etwa 8.000 Menschen infiziert, von denen etwa ein Zehntel starb.

Die Behörden in Schanghai hatten vor kurzem erklärt, die H7N9-Infektionen könnten mit Tamiflu behandelt und geheilt werden. Das Medikament wird von Roche hergestellt. Die chinesische Arzneimittelbehörde leitete zudem ein beschleunigtes Zulassungsverfahren für Peramivir von BioCryst ein. Das Medikament soll gegen Influenza-Viren wie H7N9 wirksam sein.

Am Samstag war der H7N9-Erreger laut lokalen Gesundheitsbehörden erstmals bei einem siebenjährigen Mädchen in Peking festgestellt worden. Alle anderen bisher diagnostizieren Patienten mit H7N9 kamen aus Shanghai und umliegenden ostchinesischen Provinzen.

Nach Erkenntnissen der Gesundheitsbehörden gibt es keine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch.

Forscher warnen eindringlich

Unterdessen äußerte sich ein Forscherteam um Mitarbeiter des chinesischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten sehr besorgt über H7N9: "Wir sind beunruhigt über das plötzliche Auftreten dieser Infektionen und die potenzielle Bedrohung für die Bevölkerung", schrieben die Forscher in einem Artikel für das renommierte Fachblatt "New England Journal of Medicine".

"Ein Verständnis des Ursprungs und der Übertragungsart dieser Infektionen, weitere Überwachung und angemessene Gegenmaßnahmen sind dringend nötig", heißt es weiter. Der Warnruf der Forscher hat besonderes Gewicht, denn das Zentrum ist am Kampf gegen das Virus in China federführend beteiligt.

Die Gruppe der H7-Viren befällt normalerweise Vögel. Mit H und N werden die Eiweiße der Virushülle Hämagglutinin und Neuraminidase abgekürzt, von denen es jeweils verschiedene Strukturen gibt. (APA, 13.4.2013)