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Für himmlische Seminare wird viel Geld verlangt.

Generell gibt es für Michael Horak nur eine Antwort auf den Esoterikboom: "Bildung, Bildung, Bildung." Im Speziellen hat es sich der Biomediziner zur Aufgabe gemacht, übernatürliche Kräfte, geheimnisvolle Fähigkeiten oder mysteriöse Heilungszauber als Lug und Trug zu entlarven. Er ist Mitglied der Gesellschaft für Kritisches Denken (GKD) und hatte die Idee für das "Goldene Brett vorm Kopf", mit dem seit 2011 der "herausragendste Unfug des Jahres" prämiert wird. In der Jury sitzen unter anderem die "Sciencebusters" Werner Gruber und Heinz Oberhummer.

Im Vorjahr wurde der Schweizer Autor Erich von Däniken mit dem Goldenen Brett für das Lebenswerk bedacht. Mit seiner These, dass Aliens die Entwicklung der Menschheit entscheidend beeinflusst haben, hat der Guru der sogenannten Prä-Astronautik mehr als 60 Millionen Bücher verkauft. In den Augen der kritischen Denker hat er "ein Leben lang den Blick ins All gerichtet und trotzdem beide Augen fest geschlossen".

Was die Gesellschaft für kritisches Denken am meisten stört, ist, wenn Esoteriker ihren Anhängern Geld aus der Nase ziehen. Kartenlegen für Manager sei zwar auch nicht okay, weil das zeige, dass der Unsinn längst auch im Mainstream und Lifestyle angekommen sei, meint Horak. Aber der Spaß höre auf, wenn Menschen in Not esoterischen Betrügereien auf den Leim gingen.

Erbe des Weltuntergangs

In seinem in Kürze erscheinenden Buch New Cage. Esoterik 2.0 deckt der Psychologe Johannes Fischler auf, dass sich Esoteriker längst professioneller Geschäftsmodelle und moderner Marketingstrategien bedienen. Ein paar Tausend Euro für die Teilnahme an regelrechten Engelfestivals seien keine Seltenheit.

Der Esoterikbericht, den das Land Steiermark jährlich herausgibt, hält auch rechtsextreme Strömungen fest. Im Vorjahr hat noch das Ende des Maya-Kalenders samt Weltuntergang die esoterische Welt beherrscht. Was vom Irrtum blieb, ist eine Erstarkung von rechtsextremen Tendenzen in vielen esoterischen Foren. Auch klare neonazistische Theorien von " Untermenschen", die im Gegensatz zu den "Lichtmenschen" nicht überstehen würden, kursieren weiter. Personen, die dafür anfällig seien, würden nach "wirtschaftlich-kleinräumiger Autonomie" streben, etwa durch einen Rückzug in die Natur, aber auch durch das Anlegen von Waffendepots.

Jugendliche seien über verschiedene Wege - nicht zuletzt über Black-Metal-Musik - für solche Strömungen empfänglich, heißt es im steirischen Eso-Jahresbericht 2012. Auch wenn die Ideen häufig von Älteren kämen.

"Die Esoterik ist ein Einfallstor für den Rechtsextremismus", wird der Leiter der steirischen Sekten-Service-Stelle, Roman Schweidlenka, von der Austria Presse Agentur zitiert. Oft solle eine einzelne " Führerperson" den Halt für die Suchenden verkörpern, viele der Gruppen seien von Intoleranz geprägt. Hier kämen immer wieder rechtsextreme und antisemitische Aussagen vor. (Michael Simoner, 13.4.2013)