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In der Karibik kann man sich aus verschiedenen Gründen wohlfühlen.

Foto: APA/Barbarella Yachtcharter

Wien - Auch Österreich zieht es in die Karibik und in andere Offshore-Zentren wie die Kanalinseln. Banken begleiten ihre Kunden oft, aber nicht immer. Im internationalen Vergleich spielen die heimischen Institute keine Rolle. Laut der Statistik der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich haben die Austrogeldhäuser 7,6 Mrd. Dollar Forderungen zwischen Aruba und Jersey in den Bilanzen stehen. Das Volumen ist seit dem Ausbruch stetig zurückgegangen, vor diesem hatten die Banken noch 16 Milliarden Dollar in den Büchern.

Aus österreichischer Sicht wichtigstes Offshore-Zentrum sind die Cayman Islands, wohin drei Mrd. Dollar verliehen wurden. Dahinter folgen die West Indies, zu denen u. a. die britischen Jungferninseln zählen, und die Kanalinsel Jersey. Insgesamt summieren sich alle internationalen Bankausleihungen in den Offshore-Gebieten laut BIZ-Statistik auf 1,9 Billionen Dollar. Dabei sind die Cayman Islands auch in dieser Liste mit 600 Milliarden knapp vor Hongkong führend.

Mit etwas mehr als der Hälfte machen europäische Banken das größte Geschäft in den Steueroasen. Nicht ganz überraschend sind britische Institute mit einem Volumen von 543 Milliarden Dollar die "Marktführer", gefolgt von japanischen und US-amerikanischen Banken. Dabei spiegeln diese Zahlen bei weitem nicht das komplette Offshore-Geldwesen wider, basiert doch das eigentliche Geschäft der Vermögensverwaltung nicht auf Krediten.

Das geringe Obligo der heimischen Banken sagt somit auch wenig über die Anziehungskraft der Steuerparadiese für österreichische Vermögende aus. Hierzu gibt es keine Statistiken. Zudem zeigt beispielsweise die Steuerakte von Karl-Heinz Grasser, dass es keine scharfe Abgrenzungen gibt. Der frühere Finanzminister bezog seine Vertriebsprovisionen von der Meinl Bank Antigua über das Vehikel Silverwater Invest & Trade mit Sitz auf den britischen Jungferninseln. Diese Gesellschaft wiederum gehört formal der Waterland-Stiftung in Liechtenstein.

Wohlfühlen in der Karibik

Die Meinl Bank scheint sich in der Karibik auch sonst recht wohlzufühlen, ist das Institut doch neben Antigua auch in Curaçao und Aruba vertreten. Dem Wertpapierhandel, Konsortial- und Emissionsgeschäft können hohe Temperaturen offenbar nichts anhaben. Dazu kommen "Trust Services", bei denen die Identität der Kunden mithilfe von Strohmännern verschleiert wird. Allein in Antigua stellte ein Prüfbericht der Notenbank 2009 eine Bilanzsumme von 2,4 Mrd. Euro und einen Gewinn von 74 Millionen fest.

Für Aufsehen sorgten die Aktivitäten immer wieder, etwa als enge Meinl-Geschäftsverbindungen mit dem Karibik-Fan Wolfgang Flöttl u. a. für Flugzeugleasing und Bilderankauf bekannt wurden. In dem Prüfbericht wird auch ein Meinl-Fonds auf Bermuda (dort residierte auch Flöttl) erwähnt, dessen Geld im März 2006 abgezogen wurde, "wobei auffällt, dass genau zu diesem Zeitpunkt die 'Karibikverluste' der Bawag bekanntgeworden sind".

Noch immer Gegenstand von Ermittlungen sind die Rückkäufe von Zertifikaten der Meinl European Land (MEL) im Volumen von 1,8 Mrd. Euro. Erst hatte das von Meinl errichtete Vehikel Somal mit Sitz in Aruba MEL-Papiere aus den laufenden Kapitalerhöhungen erworben, später Stützungskäufe getätigt. Finanziert wurden diese Transaktionen von der MEL, die in Publikumsbesitz stand. Als sich die Marktstimmung im Frühjahr 2007 mit der Subprime-Krise deutlich verschlechterte, konnte Meinl/Somal dank des überraschenden und erst nachträglich gemeldeten Rückkaufs schwere Verluste vermeiden. Zum Handkuss kamen dafür alle anderen Inhaber der Zertifikate. (Andreas Schnauder, DER STANDARD; 13.4.2013)