Joannis Avramidis: "Humanitassäule I" (1963/ 1986), 116 cm hohe Bronze.

Foto: Galerie bei der Albertina

Genau genommen sind es eher Hüllen als Köpfe und grienen einem keine Gesichter entgegen, sondern klaffen Löcher. In Dreiergruppen harren Valie Exports Heads hier stoisch ihrer Betrachter. Laut der Künstlerin seien diese Skulpturen sogar befähigt, zu lachen oder zu weinen. Womöglich könnten sie ja auch riechen und für diesen Fall Krautfleckerln erschnuppern, deren Odeur durch das zweite Untergeschoß im Leopold-Museum wabert.

Die Quelle ist schnell geortet: Direkt gegenüber vom Stand der Galerie Charim wurde für die Dauer der "Art Austria"-Messe (bis inkl. 14. 4.) ein Restaurant (Sim & More) einquartiert. Dort kredenzt man auch einen Käferbohnenimbiss, der sich eher für zeitgerecht ins Freie flüchtende Besucher eignet. Die Konsequenzen für 45 von Flatulenzen gemarterte Aussteller und deren Belegschaft sollte der Fantasie überlassen bleiben.

Zum dritten Mal also gastiert die ursprünglich von Galerist Manfred Lang konzipierte und von Messeveranstalter Wolfgang Pelz organisierte Messe in den ehrwürdigen Hallen des Leopold-Museums, die - entsprechend der Benamsung - ausschließlich mit Kunst der heimischen Kreativszene gespickt wird. Im Vergleich zum Debüt im Jahr 2008 hat sich jedoch einiges geändert, wie die aktuell sechste Auflage belegt.

Denn die Kategorie Klassische Moderne ist längst zu einer Minderheit geschrumpft, und es haben nachfolgende Jahrgänge die Regentschaft übernommen. Eine Entwicklung, die sich nicht nur im zwischenzeitlich dem Kaufpublikum angepassten Programm der Kunsthändler unter den Ausstellern belegt: Kovacek Spiegelgasse (Sabine Wiedenhofer, Jg. 1974) zeigt ebenso eine Soloshow wie das Kunsthaus Wiesinger (Mario Dalpra, Jg. 1960), die Kollegen Kovacek & Zetter präsentieren wiederum einen Mix aus Etabliertem (u. a. Max Weiler) und Gefälligem (Rosemarie Benedikt, Glasskulpturen).

Auch der heuer erstmals in drei Kategorien verliehene und mit je 10.000 Euro dotierte Art Austria Award entpuppte sich mit den Gewinnern Michael Kienzer (Galerie Thoman), Gottfried Bechtold (Galerie Krinzinger) und Christoph Weber (Galerie nächst St. Stephan) als Zeitgenossenpreis. Interessierten, die vorab im breiten Angebotsspektrum der Messe stöbern möchten, sei eine virtuelle Stippvisite empfohlen. (Olga Kronsteiner, DER STANDARD,  13./14.4.2013)