An den Wänden hängen Bilder von Kirchschläger und Hitler, am Hirschgeweih kapitale Staubfäden, das Raumklima scheint vom benachbarten Schweinestall bestimmt zu sein. Staatsschauspieler Bruscon ist von der Vorstellung, sein Menschheitsdrama "Das Rad der Geschichte" hier, im Utzbacher Gasthaus Schwarzer Hirsch, aufzuführen, nur mäßig begeistert und scheut sich nicht, dies seiner Umwelt mitzuteilen.

Thomas Bernhards "Der Theatermacher" lässt den Bühnendiktator Bruscon ein Territorium durchschreiten, das seinem überzogenen Anspruch entgegensteht. In Peter M. Preisslers Inszenierung für das Theater zum Fürchten sorgt dieses Aufeinandertreffen von größenwahnsinnigem Auteur und der den wöchentlichen Blutwursttag hochhaltenden Landbevölkerung in erster Linie für viele Lacher.

Den seinen Wirt (Hermann J. Kogler, mit souveräner Leichtigkeit) und das Publikum zutextenden Theatermacher spielt Rainer Friedrichsen weniger als bedrohliche denn als primär komödiantische Figur. Sich ausreichend Zeit nehmend zelebriert er genüsslich seine Schmähtiraden, welche aufgrund ihrer Maßlosigkeit kaum jemanden wirklich treffen. Einzig in der Interaktion mit Gattin (Margot Ganser-Skofic), Tochter Sarah (Zeynep Buyraç) und Sohn Ferruccio (Bernie Feit) blitzt eine verstörende Seite des unablässig Schimpfenden auf. Wie die Wirtsfamilie kommt auch Bruscons eigene Familie nie über die Statistenrolle hinaus, ist aber den Angriffen ihres Oberhaupts viel direkter ausgesetzt.

Die Theatersippe wehrt sich gegen ihre ihnen von Bruscon und Bernhard gleichermaßen zugewiesene Sprach- und Bedeutungslosigkeit mit besonders lautem Mienenspiel. Dem bewährt redundanten Gepolter im Wirtshaus (Bühne: Veronika Barnas) kann nur ein höheres Donnerwetter Einhalt gebieten. (Daniel Windisch, DER STANDARD, 12.4.2013)