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Mobile Pflege hat Konjunktur. Das spiegelt sich aber selten in der Bezahlung wieder.

Foto: APA/Gindl barbara

Seit dem Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 sind steigende Arbeitslosenzahlen und Einschnitte bei Gehältern und Pensionen Dauerthemen. Doch Berufseinsteiger wurden schon die Jahre davor prekär beschäftigt, zu diesem Schluss kommt eine von der EU-Kommission finanzierte Studie der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (Forba).

Veränderte Lebensbedingungen

Rund die Hälfte der zwischen 2000 und 2007 neu geschaffenen Arbeitsplätze weist "problematische Bedingungen auf", schreibt Studienleiterin Ursula Holtgrewe in einer Aussendung. Unter dem Projektnamen walqing, was für Work and Life Quality in New and Growing Jobs steht, wurde die Jobsituation von Müllarbeitern, Reinigungskräften, Bauarbeitern, Altenpflegern und Cateringkräften in elf Ländern, darunter Österreich, untersucht.

Die fünf Tätigkeitsfelder wurden nicht zufällig ausgewählt. Sie gelten als Zukunftsbranchen, denen beim Wunsch nach Nachhaltigkeit und altersgerechtem Wohnen eine Schlüsselrolle zufällt. Da die Menschen zunehmend bis ins hohe Alter in ihren eigenen vier Wänden leben, wurden vor allem mobile Altenpflegerinnen berücksichtigt. Am Bau fielen jene Arbeiter in die Statistik, die in irgendeiner Form am Entstehen von "Green Buildings" beteiligt waren. 

Teamarbeit statt Aushilfsjobs

Zu schaffen mache diesen Branchen vor allem der Kostendruck. Egal ob im öffentlichen oder privaten Sektor, Sparmaßnahmen und Auslagerungen kämen bei den Beschäftigten in Form von Zeitdruck und unsicheren Arbeitsverträgen an.

Die Lösung dieses Problems liegt für die Studienautoren auf der Hand. Für flexible Arbeitsabläufe bräuchte es keine Aushilfsjobs, wenn nur Teamarbeit gut eingesetzt würde. Das Putzen von Büros könne freilich auch während der Werkzeiten passieren und nicht nur frühmorgens oder abends.

Diskriminierte Frauen

Dass Zulagen primär in von Männern dominierten Branchen gezahlt werden, daran setzt ein weiterer Kritikpunkt der Studie an. Während Bauarbeiter Extrageld für Nacht- oder Wochenendarbeit erhalten, blieben etwa Reinigungsdamen außen vor.

Das Resümee von Studienleiterin Holtgrewe: "Die europäischen Gesellschaften müssen sich darüber verständigen, was ihnen einfach qualifizierte, aber wichtige Dienstleistungen wert sind."

Prekäre Green Jobs

Aber auch Berufe, denen Qualifikationen zugeschrieben werden, schützen nicht vor prekärer Beschäftigung. Zu diesem Schluss kommt eine andere Studie, bestellt von der Arbeiterkammer und durchgeführt vom Wiener Institut für Höhere Studien (IHS). Die Autoren haben sich jener Tätigkeiten angenommen, die unter dem Etikett "Green Jobs" laufen. 100.000 solcher Arbeitsplätze sollen nach Wunsch der Regierung zu den bereits bestehenden 185.000 in Österreich hinzukommen.

Während "green" mit attraktiven und sicheren Arbeitsplätzen für Fachkräfte mit Umweltqualifikationen verbunden wird, zeichnen die IHS-Ergebnisse das Gegenteil. Aufgefallen sei etwa ein hoher Anteil an unqualifizierten, atypisch Beschäftigten, etwa in der Land- und Forstwirtschaft und der Immobilienbranche.

Aus alt wird neu

Dass die "Green Jobs" vom Himmel fallen, kann das IHS auch ausschließen. Mit Ausnahme der Abwasser- und Abfallentsorgung wiesen alle nennenswerten Branchen eine schrumpfende Beschäftigung auf. Daher werde man die bestehenden Mitarbeiter auf neue Tätigkeiten umschulen müssen, um mehr "green" in den Arbeitsalltag zu bringen. (sos, derStandard.at, 15.4.2013)