In der Algebra nennt man das: eine Gleichung erweitern - und in der Euroschuldenkrise: die übliche Murkserei verlängern. Finanzierungsbedarf Zypern, vorerst letzter Stand: 23 Milliarden und drei Jahre Sanierung. Anders als bisher angenommen, kalkuliert und wild debattiert, ist das Finanzloch auf der Insel nicht 17,5 Milliarden Euro groß, sondern noch 5,5 Milliarden größer.

Das muss zwischen dem letzten Eurofinanzministertreffen zum Thema Zypern Ende März und jetzt also irgendjemandem in Brüssel oder in Nikosia aufgefallen sein. Aber es ist nicht ganz so schlimm: Das Loch ist zwar größer, aber die "Einnahmen" durch die Abschröpfung hoher Geldeinlagen bei den zwei Großbanken auf Zypern - Laiki und BOC - sind es auch. Steht in einem Papier der EU-Kommission.

Regierungssprecher Christos Stylianidis machte nach der Offenbarung vom Donnerstag die linke Vorgängerregierung auf Zypern für das Schlamassel verantwortlich, doch das hilft kaum weiter. Aus dem Schuldendrama in Griechenland weiß man: Die Glaubwürdigkeit von Regierung und Behörden ist entscheidend, nicht aber die Zahlenannahmen der Troika über prospektive Budgetdefizite, Arbeitslosen- oder Wachstumsraten. Die sind in der Regel ohnehin falsch. Zypern wird weiterdenken müssen. Auch das Ausradieren von 60 Prozent der Einlagen bei zwei Banken und der Verkauf von zehn Tonnen der Goldreserven werden am Ende vielleicht nicht reichen. (Markus Bernath, DER STANDARD, 12.4.2013)