Der Tod von Hugo Chávez bedeutet nicht nur den Verlust einer besonders dominanten Führungsfigur für Venezuela, sondern auch eine Zäsur für die Friedensverhandlungen zwischen den Farc-Rebellen und der Regierung in Kolumbien. Chávez-Nachfolger Nicolás Maduro, schon als Außenminister in die Agenda involviert, hat nun diese Aufgabe übernommen.

Ein ebenso diffiziles Erbe hat schon vor drei Jahren der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos angetreten. Sein Vorgänger Álvaro Uribe Vélez (2002-2010) hatte sich nie auf Verhandlungen mit den "Terroristen" eingelassen und Chávez wiederholt beschuldigt, die Guerilla-Gruppen auf venezolanischem Staatsgebiet zu dulden. Der konterte mit dem Vorwurf, Kolumbien wolle gemeinsam mit den USA einen Krieg gegen Venezuela führen - was zeitweise zur Eiszeit zwischen den Nachbarländern führte.

Seit Jahren ist nun Santos darum bemüht, die Kooperation mit Venezuela wiederherzustellen. Leslie Wehner vom German Institute of Global and Area Studies in Hamburg bezeichnet Chávez im Gespräch mit dem Standard als "wichtigste Schlüsselfigur" im Prozess. Seine Farc-Verbindung war spätestens seit 2008 ein offenes Geheimnis. Ein Bericht des International Institute for Strategic Studies belegte damals die finanzielle, logistische und diplomatische Unterstützung der Rebellen durch Chávez.

Große Friedenshoffnung

Santos will auch nach Chávez' Tod weiterverhandeln: "Die beste Würdigung ist, diesen Traum einer Einigung zu erfüllen, ein Ende des Konflikts und ein friedliches Kolumbien." Die Chancen stünden gut, sagte Santos zur kolumbianischen Zeitung El Tiempo: "Wenn wir weitermachen wie bisher, werden wir, so Gott will, den Frieden in diesem Land noch vor Ende dieses Jahres erreichen." (Valentina Duelli/DER STANDARD, 11.4.2013)