"Ich darf Sie aufklären: Der Davidstern hat durchgängige Linien. Ich habe mit Antisemitismus nichts am Hut", sagt FPÖ-Chef Strache.

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STANDARD: Was hat Frank Stronach, was Sie nicht haben?

Strache: Stronach hat nichts anderes als ein Arbeitsmarktservice für gescheiterte BZÖ-Politiker.

STANDARD: Die doch großteils alle einmal bei der FPÖ waren, nicht?

Strache: Das zeigt ja ganz gut, dass wir uns seit 2005, seit ich als Parteichef einen Scherbenhaufen übernommen habe, gut erneuert haben - und die Flaschen losgeworden sind. Für die Nationalratswahl bin ich also recht zuversichtlich, denn auf Bundesebene bin immer noch ich der Schmied und nicht der Schmiedl.

STANDARD: Wo sehen Sie sich in einem Jahr - wo Stronach kandidiert, verzeichnet die FPÖ doch eine Schlappe nach der anderen?

Strache: Das Ziel ist nach wie vor klar: Ich will trotz größerer Konkurrenz Verantwortung übernehmen, stärkste Kraft in Österreich mit Kanzleranspruch werden, nachdem Rot und Schwarz das Land heruntergewirtschaft haben.

STANDARD: Es heißt, Sie wollen nun einen Wahlkampf gegen Zuwanderer führen, um Ihre Rolle als erste Protestpartei zu verteidigen - Tatsache oder ein hässliches Gerücht?

Strache: Es ist ein Faktum, dass der H.-C. Strache dafür steht, hier Fehlentwicklungen aufzuzeigen. Seit SPÖ, ÖVP und Grüne beschlossen haben, osteuropäische Arbeitskräfte ins Land zu holen, gibt es eine Zuspitzung und Lohndumping am Arbeitsmarkt - und das bei 400.000 Arbeitslosen in Österreich. Es gibt eine Verantwortung für diese Menschen.

STANDARD: Sie rechnen die Arbeitslosen mit den Arbeitskräften aus dem Osten auf - ist Ihnen das nicht zu ungustiös?

Strache: Wissen Sie, was ungustiös ist? Dass die politisch Verantwortlichen die jungen Menschen nicht genug ausbilden - etwa im Pflegebereich. Als soziale Heimatpartei habe ich in erster Linie auf meine Leute zu schauen und dass die nicht auf der Strecke bleiben.

STANDARD: Das heimische Pflegesystem würde doch arg leiden, gäbe es keine Arbeitskräfte aus den jüngeren EU-Staaten?

Strache: Es kann doch nicht so sein, dass im Burgenland, wo im Vorjahr 2500 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden, die Stellen nur mehr mit Osteuropäern besetzt werden - und durch keinen einzigen Österreicher! Da muss man sich auch fragen, ob das viele Geld, das in Kurse des AMS fließt, nicht besser an Betriebe gehen soll, die bereit sind, Langzeitarbeitslose zu nehmen. Derzeit wird ja viel Geld für Akademiker verschleudert, die lernen, einen Lebenslauf zu schreiben.

STANDARD: Was soll mit den arbeitslosen Akademikern geschehen?

Strache: Prinzipiell macht es keinen Sinn, schon in der Schule allen einzureden: "Du musst Matura machen!", wenn es immer mehr Bedarf an Handwerkern und in der Pflege gibt. Viele Philosophen und Publizisten enden als Taxifahrer oder in der Arbeitslosigkeit - da muss angesetzt werden.

STANDARD: Nach Niederösterreich: Warum haben Sie es bis jetzt nicht geschafft, dort Barbara Rosenkranz abzumontieren?

Strache: Ich bin ein Parteiobmann, der anders ist als Haider. Ich bin einer, der nicht diktatorisch hergeht und Leute rasiert, wenn Fehler passiert sind. Ich pflege einen demokratischen Umgang - und Sie sehen ja selbst, dass nach der Wahlniederlage der FPK in Kärnten Scheuch, Dobernig und Dörfler bereit waren, Platz zu machen.

STANDARD: In Niederösterreich hat das bis jetzt nichts genützt. Dabei hat Rosenkranz schon den Wahlkampf 2010 vermasselt, als sie als Hofburg-Kandidatin am Verbotsgesetz gerüttelt und bei den Gaskammern herumlaviert hat.

Strache: Ihre Behauptungen weise ich zurück. Das alles hat sie klargestellt, dass dem nicht so ist.

STANDARD: In einer STANDARD-Umfrage räumt heute immer noch jeder Zweite der NSDAP Chancen bei freien Wahlen ein, wenn es das NS-Verbotsgesetz nicht gäbe - und Sie?

Strache: Bei aller Wertschätzung, aber: Ich halte das für eine kranke Idee, das überhaupt abzufragen! Diese Frage wird sich nie stellen, denn das ist absurd.

STANDARD: Gehört das NS-Verbotsgesetz entschärft?

Strache: Es gehört jedenfalls klar und deutlich definiert, damit nicht Leute, die mit so einem Gedankengut und diesen Verbrechen nichts zu tun haben, zu Unrecht in dieses Eck gestellt werden. Diese Entwicklung gibt es.

STANDARD: Würden Sie die Karikatur, die einen dicken Banker mit Davidstern auf den Manschettenknöpfen zeigt, wieder auf Facebook veröffentlichen?

Strache: Aufgrund der miesen Unterstellungen, die das nach sich gezogen hat, würde ich das nicht mehr tun. Auf meinen Montblanc-Manschettenknöpfen ist genauso ein Stern darauf zu sehen.

STANDARD: Im Dritten Reich wurden gezielt antisemitische Karikaturen wie diese eingesetzt. Bei Ihrer fühlte man sich an den "Stürmer" erinnert.

Strache: Also, schauen Sie sich die Karikaturen im Stürmer einmal an, die schauen ganz anders aus! Das war kein Davidstern! Ich darf Sie aufklären: Der Davidstern hat durchgängige Linien und nicht gemalte Flächen. Und überhaupt: Ich habe den Stern gar nicht gesehen, als ich das Bild zum ersten Mal am Handy gesehen habe. Ich habe mit Antisemitismus nichts am Hut. Aber wenn sich SPÖ-Abgeordnete wie Christine Muttonen dafür aussprechen, Produkte aus Israel zu kennzeichnen, was schrecklich ist, herrscht Schweigen im Wald!

STANDARD: Zum Kampf gegen die Krise: Hätten Sie Stronachs Geld, was würden Sie damit anfangen?

Strache: Ich höre, dass er allein sieben Millionen in den niederösterreichischen Wahlkampf investiert hat - hätte ich das Geld, würde ich es für Sozialprojekte ausgeben.

STANDARD: Er würde jetzt wohl dagegenhalten, dass er viele Arbeitsplätze geschaffen hat.

Strache: Da muss man aber schon auch anfügen: Bei Magna gibt es keinen Betriebsrat und viele Arbeitnehmer sind dort mit Kündigung bedroht oder müssen bis zu 20 Prozent Lohnkürzung in Kauf nehmen. (Conrad Seidl/Nina Weißensteiner, DER STANDARD, 11.4.2013)