Nicht nur schön, sondern auch praktisch, strapazierfähig und nachhaltig müssen sie sein

2009 startete Angelika Kaspurz mit der professionellen Fertigung von Taschen und begründete ihr Label Tankai. Zu Beginn im Gemeinschaftsatelier mit der Strick-Designerin Christa Nagy, ab März 2012 in eigenen Räumlichkeiten in der Berggasse 14 in Wien Alsergrund.

Foto: derStandard.at/tinsobin

Heute ist das Geschäftslokal samt Werkstätte ein schlichtes und freundliches Arrangement, das die Tankai-Taschen besonders gut zur Geltung bringt, doch zuvor galt es ein halbes Jahr Arbeit zu investieren.

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Die Designerin renovierte und sanierte sie mit Unterstützung von FreundInnen. "Ich war alles in einer Person: Innendesignerin, Malerin und Anstreicherin, Bodenlegerin, Möbeldesignerin..." erzählt Kaspurz. Jedes Detail bei Tankai ist sorgfältig geplant und ausgeführt, bis hin zur Küche.

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Die Maschinen in der Werkstatt haben schon einige Jährchen auf dem Buckel. "Ich habe ein Faible für alte Maschinen und sie alle gebraucht erworben", sagt die Designerin, "die leben ewig". Links hinten ist die Leder-Sammlung, die sich über mehrere Regale erstreckt. "Ich liebe Stoffe und Leder", erzählt Kaspurz. Wenn sie in eine fremde Stadt fährt, erkundet sie als erstes die Stoffgeschäfte.

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"Leder ist ein schwieriges Material", weiß Kaspurz. "Man darf keine Fehler machen, denn jedes Loch, das man sticht, bleibt sichtbar. Dafür hat es eine wunderbare Haptik." Es ist nicht irgendein Leder, das die Designerin verwendet. Nachhaltigkeit ist ihr wichtig, weshalb die Tierhäute im Tankai zumindest die beiden Gütesiegel Öko-Tex Standard 100 und EU Ecolabel aufweisen. Viele sind auch chromfrei gegerbt.

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Kaspurz arbeitet hauptsächlich mit Rindsleder, manchmal auch mit Ziegenleder (Bild), und prinzipiell nur mit Häuten von Tieren, die zum Verzehr geschlachtet wurden. "Die hohe Qualität des Leders ist mir auch deshalb wichtig, weil die Herstellung der Taschen sehr aufwändig ist", so die Designerin, die zurzeit ein Faible für Metallic-Töne hat. Wie sie zur Taschen-Fertigung gekommen ist? Nach dem Abschluss der Modeschule Herbststraße arbeitete Angelika Kaspurz zehn Jahre lang in der Produktion von Theater, Film und Festivals.

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"Wenn man mit zwei Handys, einem Block und mehreren Kulis herumlaufen muss, braucht man eine spezielle Ausrüstung", erzählt sie. So begann sie, für sich selbst Taschen aus Stoff zu entwerfen und zu nähen. Ziemlich schnell kam sie vom Stoff zum Leder. Sie absolvierte die Prüfung für Gewerbe der Lederverarbeitung, begründete ihr eigenes Unternehmen und brachte ihre erste eigene Kollektion heraus.

Bild: Im Vorfeld der Entwicklung einer Tasche stellt Kaspurz Farbkarten über alle Bestandteile zusammen.

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Am Beginn jeder Tasche steht der Schnitt. Mit einem Rollmesser schneidet Kaspurz das Futter für die Tasche von der verkehrten Seite her zu.

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Sie legt die Schnittteile auf das Leder auf...

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... und zeichnet die Konturen samt Anmerkungen mit einem Silberstift auf. 

Kaspurz' Anspruch an die Qualität ihrer Taschen ist sehr hoch, nicht zuletzt deshalb arbeitet sie alleine. Eine Tankai-Tasche stammt komplett aus einer Hand. Das erstreckt sich von Materialkauf und Recherche über Design und Schnittzeichnung bis hin zur Endfertigung.

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Auf der alten Ledernähmaschine steppt Kaspurz den Taschenboden mit einer Mittelnaht ab, "das gibt der Tasche mehr Stabilität."

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Ausschließlich unzerreißbares Garn kommt bei den Nähten zum Zug.

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Recycelte Werkstoffe wie Plastik entsprechen nicht der Überzeugung der Designerin, und auch im Rahmen ihrer Arbeit in der Werkstatt versucht sie auf nicht-ökologische Materialien zu verzichten. Was nicht gerade einfach ist, wie sich bei den Garnspulen, der Unterlage für den Arbeitstisch oder beim Geodreieck zeigt.

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Damit die Leder-Schnittteile beim Zusammennähen nicht verrutschen, verwendet Angelika Kaspurz Kluppen statt Kleber, der in der Industrie üblich ist. "Das bedarf zwar einiger Verarbeitungskunst, weil es schwieriger ist, ohne Kleber zu arbeiten", sagt die Designerin, "aber für mich steht die Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit sowie das Freihalten der Produkte von nachträglichen chemischen Zusätzen absolut im Vordergrund."

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Vor einem Jahr hat Kaspurz ihr Lieblingsstück erstanden: die Schärfmaschine. Sie macht dickes Leder an den Rändern dünner. So entstehen an den Nahtstellen keine Wülste. Das funktioniert folgendermaßen: Mit einem integrierten Rundmesser trägt die Maschine das Leder an der jeweiligen Stelle ab. Anders als bei den neuen vollautomatischen Schärfmaschinen ist die gewünschte Stärke des Leders noch von Hand regulierbar; für die Designerin ein Vorteil.

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Anschließend widmet sich Kaspurz der Fertigung der Kappenlochleisten für die Gurte.

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Lochen oder Nieten: Die Spindelpresse bietet, je nach Bedarf, diese zwei Einsatzmöglichkeiten.

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Auch die Gurte näht Kaspurz selbst. Die Befestigung ist das Um und Auf. "Dort, wo der Gurt aufgehängt ist, liegt die Schwachstelle der Tasche", weiß sie. Außerdem: "Je größer die Tasche, umso mehr gibt man hinein." Weshalb sie die neuralgischen Stellen dreifach vernäht und nietet. Kaspurz entwirft ihre Tankai-Taschen nach folgenden Kriterien: "Die Teile sollen nicht nur schön, sondern auch praktisch und strapazierfähig sein."

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"Man braucht jede Menge Metallzubehör", sagt die Designerin. Das kauft sie prinzipiell neu, außer sie entdeckt irgendwo etwas ganz Spezielles, das in einem Top-Zustand ist.

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Die Tasche nimmt bereits Gestalt an, das Futter fehlt noch.

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"Es ist mir wichtig, dass ich Freude habe, wenn ich eine Tasche aufmache", sagt die Designerin.

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Kaspurz fädelt die Overlock ein und versäumt das Taschenfutter.

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Am Ende bringt Kaspurz mit der Prägemaschine ihr Tankai-Logo - hier in sattem Frühlingsgrün - auf die Tasche auf. Dafür muss die Maschine auf 130 Grad Celsius aufgeheizt werden.

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An der vollendeten Tasche selbst sieht das dann so aus.

Zwei Kollektionen im Jahr bringt die Designerin zurzeit heraus, in ihrem fixen Sortiment finden sich bereits Klassiker. Darüber hinaus führt sie Maßanfertigungen durch: Die Ideen und Variationswünsche ihrer KundInnen werden umgesetzt.

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Etwa einen Tag lang arbeitet Kaspurz an so einer Tasche. Grundsätzlich sind kleine Tankai-Taschen bereits ab 80 Euro erhältlich, große kosten dementsprechend mehr. "Ich achte auf eine gute Preismischung", sagt die Designerin. (Eva Tinsobin, derStandard.at, 17.4.2013)

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TANKAI vienna
www.tankai.at
Berggasse 14, A-1090 Wien
+43 664 91 58 221
Öffnungszeiten |  Di - Fr 10-14 und 15-18 Uhr

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