Wien -  "Wir haben 1990 mit der LDL-Cholesterin-Apherese begonnen", sagt Kurt Derfler von der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Dieses Verfahren, bei dem wöchentlich zunächst das Blutplasma aus dem Blut abgetrennt und dann praktisch alle Blutfette exklusive des "guten" HDL-Cholesterins durch Adsorption beseitigt werden, schützt Patienten mit medikamentös nicht ausreichend behandelbarer ererbter Hypercholesterinämie vor frühzeitiger Atherosklerose. "Auf diese Weise können bei diesen Patienten Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere Herz-Kreislauf-Zwischenfälle zu rund 90 Prozent verhindert werden", ergänzt der Nuklearmediziner Helmut Sinzinger. 

Autoimmunerkrankungen

Um die Beseitigung von Antikörpern aus dem Blut geht es bei der Behandlung von schweren Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes, bei der die verschiedensten Organe von gegen das eigene Gewebe gebildeten Antikörpern angegriffen wird. "Dabei werden die Antikörper aus dem Blut durch Bindung adsorbiert und entfernt", so der Wiener Rheumatologie Georg Stummvoll. Über Adsorptionssäulen werden die Antikörper an ihren nicht variablen Protein-Bestandteilen gebunden, wobei es offenbar keine negativen Effekte hat, dass dabei nicht nur die schädlichen Autoantikörper entfernt werden, ergänzt der Experte.

AB0-Blutgruppen-Inkompatibilität

Eine ähnliche Anwendung gibt es bei der Überwindung der AB0-Blutgruppen-Inkompatibilität zwischen Organspendern und Organempfängern. Da die immunologische Verträglichkeit bei der Lebendspende von Organen natürlich nicht immer gegeben ist, kann auch hier eine Plasmapherese mit Entfernung der Antikörper helfen. So wird die ansonsten nach der Transplantation einsetzende aggressive Abwehrreaktion verhindert.

Typ-I-Allergiker

Eine neue Methode zur Behandlung von Typ-I-Allergikern (beispielsweise Pollen, Hausstaubmilbe), bei denen weder symptomatisch wirksame Medikamente noch eine herkömmliche spezifische Immuntherapie einen ausreichenden Effekt zeigen, will das Wissenschaftlerteam des Wiener Pathophysiologen Rudolf Valenta entwickeln. Auf industrieller Basis sollen spezielle Antikörper-Fragmente produziert werden, mit denen das bei Allergikern die akute Immunreaktion auslösende Immunglobulin E (IgE-Antikörper) im Rahmen einer Plasmapherese aus dem Blut entfernt wird. Nach einigen Behandlungen soll die IgE-Konzentration dann auf für den Betroffenen ungefährlichen Niveau angelangt sein und auf diesem Niveau bleiben.

Zudem wurde von den österreichischen Spezialisten nun eine eigene Fachgesellschaft unter dem Namen "Austrian Apherese Association" (AAA) gegründet. (APA/red, derStandard.at, 10.4.2013)