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Rechtsradikale Häftlinge sollen über einen Hilfsverein ein Netzwerk geknüpft haben.

Foto: Bernd Settnik dpa/lbn

Berlin - Ein deutschlandweit operierendes rechtsradikales Netzwerk in deutschen Haftanstalten hat nach Informationen der "Bild" und der "Süddeutschen Zeitung" unentdeckt Kontakt zum Umfeld des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) aufgenommen. Als Vehikel zur Kontaktaufnahme soll dabei ein Hilfsverein für rechtsradikale Gefangene gedient haben.

Die Mitglieder dieses Hilfsvereins hätten offenbar schriftlichen Kontakt mit NSU-Kreisen gepflegt, berichten die Zeitungen am Mittwoch unter Berufung auf Ermittlerkreise. Dies habe eine Auswertung von Beweismaterial ergeben, das bei Zellendurchsuchungen in hessischen Strafanstalten in den vergangen Wochen sichergestellt worden sei.

Versteckte Botschaften bei Kleinanzeigen

Auch mit anderen rechtsextremen Straftätern habe die Organisation regen Kontakt gehabt. Dabei sei die Kommunikation zwischen den Mitgliedern der Organisation weitgehend über Briefe und versteckte Botschaften im Kleinanzeigenteil scheinbar unverdächtiger Magazine gelaufen. Die Neonazis hätten Codes und Symbole benutzt, die offenbar selbst für Experten nur schwer als rechtsradikal zu erkennen seien. Innerhalb der Haftanstalten baute der Verein den Angaben zufolge streng hierarchische Organisationsstrukturen auf.

Lückenlose Aufklärung angekündigt

Hessens Justizminister Jörg-Uwe Hahn kündigte eine lückenlose Aufklärung der Vorgänge an. "Wir wollen Fehler von Sicherheitsbehörden im Zusammenhang mit den Straftaten des NSU nicht im Strafvollzug wiederholen." Es sei bekannt, dass rechte Straftäter versuchten, Netzwerke und neue Organisationsstrukturen aus den Vollzugsanstalten heraus aufzubauen. "Das werden wir mit allen dem Rechtsstaat zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern", sagte Hahn.

Dem NSU werden Morde an neun Menschen mit türkischem und griechischem Migrationshintergrund und einer deutschen Polizistin zur Last gelegt. In der kommenden Woche beginnt in München der Prozess gegen das mutmaßliche NSU-Mitglied Beate Zschäpe und vier mutmaßliche Unterstützer der rechtsextremen Terrorgruppe. (APA, 10.4.2013)