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Quelle: APA

London/Wien - Die Zahl der Hinrichtungen ist im vergangenen Jahr leicht gestiegen. Ohne China wurden im vergangenen Jahr mindestens 682 Menschen in 21 Ländern hingerichtet (2011: 680 Menschen in 21 Ländern) und mindestens 1.722 Menschen in 58 Ländern (2011: 1.923 Personen in 63 Ländern) zum Tode verurteilt. Dies geht aus der Amnesty Todesstrafenstatistik 2012 hervor, die am Mittwoch präsentiert wird. Amnesty zieht eine gemischte Bilanz.

"Mit der Wiederaufnahme von Hinrichtungen haben sich Botswana, Gambia, Indien, Japan und Pakistan wieder in die Riege der staatlichen Mörder eingereiht. Erfreulich ist die Abschaffung der Todesstrafe in Lettland und dem US-Bundesstaat Connecticut", sagte Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty International Österreich in einer Aussendung. "Wichtig waren auch viele kleine Schritte verschiedener Staaten auf dem Weg zu einer Welt ohne Todesstrafe."

2012 haben einige Länder erstmals seit Jahren wieder Menschen hingerichtet, doch wendet weiter nur eine kleine Minderheit von Staaten die Todesstrafe an, betonte Amnesty.

Erzwungene Geständnisse

In Weißrussland und in Afghanistan seien Menschen aufgrund von erzwungener Geständnisse zum Tode verurteilt worden. "Verbrechen gegen den Staat" bestraften Gerichte unter anderem in Gambia, Nordkorea und den Palästinensischen Gebieten mit dem Tode. In einigen Ländern werden auch Ehebruch und Homosexualität (Iran), Gotteslästerung (Pakistan), schwerer Raub (Kenia), religiöse Vergehen (Iran), Wirtschaftsdelikte (China) und Drogendelikte mit dem Tod bestraft.

Keine Zahlen aus China: "Konsequentes Tarnen und Täuschen"

Amnesty International geht davon aus, dass in China auch 2012 Tausende Menschen - und somit mehr als im Rest der Welt zusammen - hingerichtet wurden. "Zu China veröffentlicht Amnesty International seit 2009 keine exakten Zahlen mehr, da die Volksrepublik ein konsequentes Tarnen und Täuschen betreibt. Gesichert ist, dass China mit vielen tausend Todesurteilen Hinrichtungsweltmeister bleibt", so Patzelt.

Außerhalb Chinas seien drei Staaten für 75 Prozent der bekannt gewordenen Hinrichtungen verantwortlich: der Iran mit mindestens 314, Irak (mindestens 129) und Saudi-Arabien (mindestens 79), gefolgt von den USA (43) und dem Jemen (mindestens 28). Amnesty schätzt allerdings, dass es im Iran etliche offiziell nicht bestätigte Exekutionen gab.

Fortschritte gab es laut Amnesty dennoch: In den USA schaffte Connecticut als 17. Bundesstaat die Todesstrafe ab, in Singapur blieben Hinrichtungen weiterhin ausgesetzt, in Vietnam wurde niemand hingerichtet und Ghana plant, die Todesstrafe in der neuen Verfassung abzuschaffen. Weltweit haben inzwischen 140 Staaten die Todesstrafe im Gesetz oder in der Praxis abgeschafft. (APA, 10.4.2013)