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Mathias Müller von Blumencron und Georg Mascolo sind "mit sofortiger Wirkung" beurlaubt.

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Chancen als "Spiegel"-Chefredakteure: Jakob Augstein ...

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... oder Miriam Meckel.

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Hamburg/Berlin - "Der Spiegel", das Flaggschiff unter den deutschen Nachrichtenmagazinen, steuert seit Dienstag führungslos durch die raue mediale See. Mit sofortiger Wirkung hat der Verlag seine beiden Chefredakteure, Georg Mascolo und Mathias Müller von Blumencron vor die Tür gesetzt. Begründet wurde der Rauswurf mit "unterschiedlichen Auffassungen zur strategischen Ausrichtung.

Überraschend kam die Entscheidung nicht, denn im Hamburger Spiegel-Verlag brodelt es schon länger. Mascolo und Müller von Blumencron haben im Jahr 2008 gemeinsam die Nachfolge des damals geschassten alleinigen Chefredakteurs Stefan Aust angetreten. Seither sank die Auflage von mehr als einer Million auf 891.000 Exemplare.

Seit 2011 war Mascolo für die Printausgabe verantwortlich, Müller von Blumencron für den Online-Auftritt. Die beiden arbeiteten seit 20 Jahren für die Spiegel-Gruppe und waren zuletzt unterschiedlicher Auffassung über die Online-Strategie. Mascolo wollte Teile von "Spiegel online" kostenpflichtig machen, Müller von Blumencron setzte weiter auf Gratisinhalte.

Nachfolgersuche läuft

Die Abberufung der beiden erfolgte, obwohl es noch keinen Nachfolger gibt. Klar scheint aber zu sein: eine Doppelspitze soll es nicht mehr werden, der oder die Neue soll nicht aus dem Haus, kommen. Favorisiert wird Jakob Augstein, der anerkannte Sohn von "Spiegel"-Gründer Rudolf Augstein, der erst 2002 erfuhr, dass sein leiblicher Vater der Schriftsteller Martin Walser ist. Der 45-Jährige gibt die Wochenzeitung "Der Freitag" heraus und schreibt auf "Spiegel" online die Kolumne "Im Zweifel links".

Mit seiner Schwester Franziska Augstein ("Süddeutsche Zeitung") gehört er zu den Erben Augsteins, die mit 24 Prozent am "Spiegel" beteiligt sind. 50,5 Prozent halten die Mitarbeiter, 25,5 Prozent der Verlag "Gruner+Jahr". Im Rennen soll auch die Lebensgefährtin von ARD-Talkerin Anne Will, Miriam Meckel (45) sein. Sie ist Direktorin am Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen. (bau, DER STANDARD, 10.4.2013)