Da ist sie wieder, die Sache mit dem Heck. Nicht Coupé noch Kombi, aber von beidem was – und wie gemacht fürs Reisen. Vielleicht nennt BMW das darum Gran Turismo. Exkursion im 3er GT

Commissario Salvo Montalbano hatte dieser Tage wieder extra was zu tun – dabei wollte er nach dem langen Winter und diesen fabelhaften, von Haushälterin Adelina zubereiteten lukullischen Genüssen doch nur einmal am Strand lustwandeln, die Lungen füllen mit dieser einzigartig würzigen Luft. Für nichts hat der Mensch mehr Zeit, nicht einmal für seine Muße.

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Anruf Catarè, hatte das Handy signalisiert, und dieser an ihn gemeldet, der Vizequestore höchstpersönlich selbst verlange sein Eingreifen. Denn in der Provinz Montelusa, da täten sich seltsame Dinge. Horden von Nichtsizilianern verschreckten die Einheimischen mit dutzenden merkwürdigen Fahrzeugen, noch dazu ignorierten etliche der Piloten Sperrlinien und 50er-Limits, ja so weit kommt's noch, das dürfen nur wir!

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BMW also hat die Präsentation des 3er Gran Turismo, Kurzform: GT, in Siziliens Westen verlegt, die Sache selbst entpuppte sich als harmlos, aber der Wagen, das musste der Commissario zugeben, der wäre was für ihn (und Livia), der er sich sonst mit bescheidenen autochthonem Gewächs beschied.

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Bi-Emme-Vu, ja ja, sie verstehen zwar nichts vom Dolcefarniente, aber Autos bauen, das können sie, die Germanen. Und dieses da, das würde perfekt passen für die süße Kunst des Müßiggangs und für die Arbeit obendrein.

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Kein Coupé, kein Kombi, kein Fließheck, aber von allem etwas: BMW hat dieses Konzept schon einmal umgesetzt, beim 5er GT, und damit Schnitt, Rückblende. München, Februar '09, Abschiedsvorstellung Designchef Chris Bangle, jenem Burschen, der das BMW-Styling ins ebenso globale wie kontroverse (Stammtisch-)Gespräch gebracht hatte. Der wollte sich noch rasch einen subtilen Scherz erlauben.

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Nein, nicht mit diesem Auto, sondern bei der Präsentation, die bewusst (teilweise) in 3-D-Animation ablief. Da saßen sie nämlich alle vor ihm, mit todernsten, konzentrierten Gesichtern, honorige Fachjournalisten, darunter seine schärfsten Kritiker, alle mit dieser lächerlichen Pappbrille auf der Nase, was wird er da gelacht haben, der Bangle-Bengel.

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Gaudi hin, Gaudi her, der 5er GT musste unters Volk, als Zeichen konzeptueller Kompetenz und Potenz und auch als eines gegen die Limousinen-Erosion, die in Europa (im Rest der Welt eh nicht) bedrohlich um sich greift. Der erste BMW übrigens seit ewig, den man erst mal erklären musste (was man zum Beispiel beim Macho-Prügel X6 nicht eine Sekunde lang muss), und vielleicht ist das ein Grund für den Umstand, dass der durchschlagende Erfolg dieses rollenden Luxuswellnesshotels bisher auf sich warten lässt.

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Nun also eine Nummer kleiner, 3er GT. Sieht gleich viel stimmiger aus, in natura nämlich, nicht auf den Fotos, und greift bei Abmessungen und inneren Werten die Strategie des 5er GT auf, war ja zu erwarten: So wie der sich zwischen 5er und 7er positionierte, tut der 3er GT dies zwischen 3er und 5er. Und auch er sagt naturalmente: Heck mich.

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Mit 4,82 m Länge ist der GT 20 cm länger als der 3er Touring, aber doch neun Zentimeter  kürzer als ein 5er Touring. 2,92 m Radstand sorgen für ein Raumgefühl, das man in einem 3er bisher nicht kannte. Und da man acht Zentimeter höher Platz nimmt, logiert man hier in jener Höhe, in der man auch im X1 sitzen würde, erhaben also – wenn auch nicht ganz so hoch wie im X3, damit da bloß nix verwässert wird

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Wässrige Lösung ist der 3er GT auch sonst nicht. Da hat man einen pipifeinen Kofferraum, der 520 Liter Gepäck fasst, vorausgesetzt, man traut sich was reinlegen. Ob hinten was rumkugelt, merkt man erst beim Aussteigen – hören tut man kaum was, da vom Passagierraum hermetisch entkoppelt. Klappt man die Fondsitze um (reduziert das Auto zum also Zweisitzer), steigt das Volumen auf 1600 Liter.

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Beim Design hat Bangle-Nachfolger Adrian van Hooydonk darauf geachtet, dass der GT zwar als 3er erkennbar bleibt, dabei aber dennoch ein eigenes charakteristisches Gesicht bekommt. Gar nicht so einfach, aber gelungen, das bestätigte auch Commissario Montalbano, zweifellos ein Mann mit kriminalistisch geschultem Blick, dem Standard im Kurzinterview.

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Im Fahr- wie im Antriebskapitel kann man nur sagen: BMW halt. Was haben die da für ein Niveau erreicht. Mögen BMWs noch lange nicht autonom fahren, wünscht sich inbrünstig der Freude-am-Fahren-Fahrer. Souveränes Fahrwerk, weltbeste Lenkung und Triebwerke, die Spar und Spaß idealtypisch vereinigen.

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Wann geht's los? Am 15. Juni, und zwar mit zwei Dieseln und drei Benzinern, die ein Leistungsband von 143 bis 306 PS abdecken. Von 38.450 bis 53.950 Euro reicht die Preispalette, die Skala ist aber dank dicker Extra-Kataloge nach oben hin offen. Auch da ein typischer BMW. Und damit habe d'Ehre BMW, arrivederci Sizilien, arrivederci Commissario. Ci vediamo. (Andreas Stockinger, Rondomobil, 6.4.2013)

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