Wenn es um das "Sparbuch der Großmutter" gehe, dann solle das Bankgeheimnis bleiben, sagte der neue Arbeiterkammerpräsident Rudolf Kaske in der Pressestunde. Nur die bösen ausländischen Anleger sollen verpflichtend an ihre jeweilige Steuerbehörde gemeldet werden. Können wir jetzt auf eine neue Geschäftsidee der Banken in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung hoffen? Das "Großmutter-Sparbuch", in das keiner reinschauen kann? Im Unterschied zum "Oligarchen-Sparbuch", dessen Daten selbstverständlich automatisch an eine ausländische Steuerbehörde geliefert werden? Tatsächlich muss sich jeder inländische Sparer legitimieren; und ob wer wo ein Konto hat, muss die Behörde im Verdachtsfall erst (mit Begründung) erfragen. Trotzdem sind die kleinen Sparer seit Zypern offenbar verunsichert.

Aber da spricht wenigstens der frühere Sektionschef im Finanzministerium, nunmehr Kapitalmarktbeauftragter des FM, Wolfgang Nolz, Klartext: Man dürfe nicht glauben, dass die Betroffenen, etwa aus Deutschland oder Frankreich "wie die Lämmer dasitzen und warten, bis sie an die Schlachtbank ihres jeweiligen Finanzamtes geführt werden. Die werden woanders hingehen".

In schöner Offenheit sagt Nolz damit, dass Österreich das Bankgeheimnis nicht nur wegen der Oma-Sparbücher behalten will, sondern auch um die ausländischen Diskretanleger im Land zu halten. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 9.4.2013)