Berlin - Turbulenzen auf Flugreisen dürften künftig öfter auftreten und auch heftiger ausfallen, berichten britische Forscher im Fachjournal "Nature Climate Change". "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass der Klimawandel Mitte dieses Jahrhunderts zu holprigeren Transatlantik-Flügen führen wird", schreiben Paul Williams von der University of Reading und Manoj Joshi von der University of East Anglia in Norwich. Die Turbulenzen können zu Verletzungen bei Passagieren und strukturellen Schäden an Flugzeugen führen.

Die Forscher beziehen sich dabei in erster Linie auf sogenannte "Clear Air"-Turbulenzen, also Turbulenzen bei wolkenfreiem Himmel, die umgangssprachlich auch als Luftlöcher bezeichnet werden. Im Gegensatz zu Turbulenzen im Umfeld von heftigen Gewittern können diese Turbulenzen kaum vorhergesagt werden. Ursache sind gegensätzliche Windströmungen, durch die Flugzeuge ruckartig nach oben oder unten gerissen werden können. Die atmosphärischen Strömungen werden durch den Klimawandel zunehmen, so die Klimamodelle - und damit die Turbulenzen bei auf Flugreisen.

Konkrete Aussagen

Bei ihrer Analyse beschränkten sich die Forscher auf die Flugzone über der nördlichen Hälfte des Nordatlantiks in den Wintermonaten von Dezember bis Februar. Mithilfe von Klima-Modellsimulationen berechneten sie, dass die Turbulenzen in der dortigen Flugzone in etwa 40 Jahren um 40 bis 170 Prozent häufiger auftreten könnten. Außerdem dürften sie bei verdoppelter CO2-Konzentration in der Atmosphäre um 10 bis 40 Prozent heftiger ausfallen. "Derart konkrete Aussagen hat meines Wissens noch niemand getroffen", sagte Meteorologe Thomas Gerz vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), "die Annahmen, die die Forscher treffen, sind nachvollziehbar."

Sollten die Vorhersagen wie prognostiziert eintreten, könnte das nach Angaben der Forscher spürbare Auswirkungen auf den Luftverkehr haben: So müssten Piloten die entsprechenden Gebiete umfliegen, um die Wahrscheinlichkeit von Turbulenzen zu verringern. Dadurch würde der Treibstoffverbrauch wie auch die Emissionen ansteigen und die Flugreisen könnten länger dauern. Auch würden damit Verspätungen häufiger und die Flüge teurer. (APA/red, derStandard.at, 8.4.2013)