Wenn heutzutage eine neue Kirche gebaut wird, muss sie schon etwas Besonderes sein. Im Fall des Seelsorgezentrums in Linz beginnt das bereits bei der Lage des Gotteshauses: Es befindet sich mitten am Betriebsgelände der Voestalpine, umgeben von Hochöfen und Stahlkessel
Das kantige Gebäude der Linzer "X Architekten" (David Birgmann und Bettina Brunner) ist bewusst in eine Mulde abgesenkt. Im darin angelegten Garten wurde neben Gras- und Blumenbeeten auch die Hochofenschlacke als Gestaltungselement eingesetzt.
Im Inneren unterstreichen weiß lackierte Fichtenbretter die kristalline Form des Gebäudes, ihre schwarzen Fugen verstärken den räumlichen Eindruck.
Der Clou ist die Wandelbarkeit des 182 Quadratmeter großen Hauptraume. Mit einer Trennwand lässt er sich als Kapelle, Kirche oder Veranstaltungsraum nutzen.
Da die Kommunikation im Seelsorgezentrum im Vordergrund steht, darf auch eine Bar nicht fehlen. In der Kirche treffen sich regelmäßig etwa zwölf Runden sowie drei Arbeitskreise, die größtenteils aus Mitarbeitern der Voest bestehen.
Im Innenraum finden regelmäßig Messen statt. Auch Taufen wurden hier schon gefeiert und Ehen geschlossen. Die Bar kann auch vom Hauptraum getrennt werden.
Wie jede Kirche hat auch diese eine Glocke. Sie steht allerdings fest am Boden. Damit sie trotzdem läutet, wurde eine kleinere Glocke in die Glocke eingebaut.
Neben einem Wuzler sind auch die Veranda und der Garten beliebte Treffpunkte des 2,3 Millionen Euro teuren Gebäudes.
Statt eines Kirchturms befindet sich im Garten eine 15 Meter hohe Stahlsäule. Auf ihr balanciert ein Kreuz, das von Weitem wie ein mutiger Turmspringer kurz vor seinem Absprung wirkt. (Michael Hierner, derStandard.at, 9.4.2013)