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Facebook Home: Ein (weiteres) Privacy-Problem?

Foto: Marcio Jose Sanchez / AP

Wird Facebook-Chef Mark Zuckerberg zum Thema Privatsphäre befragt, hat dieser eine ebenso deutliche wie umstrittene Antwort parat: Schon vor Jahren verkündete er, dass das Zeitalter der Privätsphäre unwiderbringlich vorbei sei. KritikerInnen halten Zuckerberg vor, dass diese Grundhaltung bei Facebook unübersehbar sein, immerhin kam es bei dem sozialen Netzwerk in der Vergangenheit immer wieder zu schweren Privacy-Pannen.

Kleingedrucktes

Vor kurzem hat der Softwarehersteller nun ein neues Produkt vorgestellt, das dazu geneigt ist, diese Problematik weiter zu verschärfen, und somit quasi das "Ende des Endes der Privatsphäre" einzuläuten. Denn das Kleingedruckte bei "Facebook Home", mit dem das soziale Netzwerk zum zentralen Element von Android-Smartphones zu werden hofft, hat es in sich.

Datensammlung

So sammelt Facebook Daten über jegliche Interaktion mit dem Service, und speichert diese für 90 Tage vollständig identifizierbar, bevor sie anonymisiert werden. Wie das Unternehmen herausstreicht, unterscheidet sich dies zwar nicht von der "normalen" Nutzung von Facebook, allerdings werden bei Facebook Home wesentlich mehr Daten gesammelt.

Umfang

Dies sowohl in Hinblick auf den Umfang (immerhin ist Facebook hier praktisch immer im Vordergrund / aktiv) aber auch qualitativ. So übermittelt Facebook Home etwa welche Apps die NutzerInnen installiert haben. Auf Geräten, bei denen Facebook Home vorinstalliert ist, werden zudem systemweit die Eckdaten von Benachrichtigungen mitgeloggt, also etwa wann welche App eine solche darstellt, nicht aber deren Inhalt.

Befürchtungen

KritikerInnen befürchten zudem, dass Facebook diese Datensammlung über die Zeit weiter ausbauen könnte. So verweist Sarah Downey, Privatsphärenexpertin bei Abine gegenüber CNET darauf, dass Facebook auch bei der Web-Version kontinuierlich immer mehr Daten sammelt. Problematisch sei nicht zuletzt, dass Facebook hier nicht ganz ehrlich agiere, und die zentrale Relevanz für das eigene Geschäftsmodell unterschlägt.

Werbung

Will man gegen Google im lukrativen Werbemarkt reüssieren, müssen die von Facebook dargestellten Werbungen nämlich erheblich relevanter werden - und nicht zuletzt dazu braucht man einfach mehr Daten. Für den Softwarehersteller ist dies ein Drahtseilakt, immerhin besteht immer die Gefahr die NutzerInnen mit zu aufdringlicher Werbung abzuschrecken. Facebook hofft darauf, durch relevantere Anzeigen den Missfallen der UserInnen zu minimieren.

Umbau

Bleibt abzuwarten, ob diese Strategie alleine ausreicht. Immerhin hat Zuckerberg bei der Präsentation von Facebook Home unumwunden zugegeben, dass dieses künftig auch Werbung darstellen soll - also direkt am Home Screen. Eine durchaus delikate Angelegenheit, wie vor einiger Zeit schon Amazon feststellen musste, dass nach Protesten die Darstellung von Werbeeinschaltungen am Home Screen des Kindle Fire deaktivierbar gemacht hat.

First

Zumindest auf diesen Punkt scheint man bei Facebook geachtet zu haben: Wie die ersten TesterInnen berichten, lässt sich Facebook Home zumindest auf dem HTC First vollständig deaktivieren. (apo, derStandard.at, 07.04.13)