Wien - Anlässlich des Equal Pay Days am Freitag haben Politikerinnen Lohngerechtigkeit zwischen den Geschlechtern gefordert. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) sieht bei den Frauengehältern Aufholbedarf. Der Österreichische Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbund (ÖAAB) drängt auf Änderungen in den Kollektivverträgen, und die Wirtschaftskammer plädiert für den Ausbau der Kinderbetreuungsplätze, ebenso die Arbeiterkammer (AK).

"Dass wir noch immer 25,5 Prozent Lohnunterschiede haben, ist traurige Realität", so die Frauenministerin in einer Aussendung am Freitag. In diesem Land habe niemand Verständnis für unfaire Bezahlung und für Benachteiligung von Frauen. Heinisch-Hosek pocht daher weiterhin auf transparente Einkommensberichte und stellt auch mögliche Sanktionen in den Raum; zudem will sie sich Best-Practice-Unternehmen ansehen, um die Einkommensschere zu verringern. Am Donnerstag verwies sie in einer Aussendung darauf, dass "viele Komponenten zusammenspielen, bevor sich Frauen nicht zwischen Kind und Karriere, sondern für beides entscheiden können", so die Ministerin.

Gebetsmühlenartige Wiederholungen

ÖAAB-Bundesobfrau Johanna Mikl-Leitner ortet die Gründe für die Gehaltsschere in veralteten Kollektivverträgen. Sie pocht daher auf die Anrechnung der Kinderbetreuungszeiten bei Gehaltsvorrückungen und die Anerkennung von Elternkarenzen auf Vordienstzeiten in allen Kollektivverträgen. Die ÖVP Frauen fordern gezielte Maßnahmen, um die Einkommensschere zu schließen. Es könne nicht sein, dass die Forderung "Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit" nicht über die gebetsmühlenartige Wiederholung hinauskommt, stellte Frauenchefin Dorothea Schittenhelm fest.

Die Wirtschaftskammer Österreich plädierte einmal mehr für den raschen Ausbau hochwertiger, flexibler und leistbarer Kinderbetreuungsplätze. Auch gelte es, traditionelle Rollenbilder aufzubrechen. Das Team Stronach forderte Anreizmodelle für Betriebe, damit mehr Ganztagsjobs für Frauen geschaffen werden, sowie steuerliche Erleichterungen für Familien.

"Regelrechter Einkommenseinbruch"

Alice Kundtner, Vizedirektorin und Bereichsleiterin Soziales in der AK, wiederum sieht die Lohnschere in engem Zusammenhang damit, dass Kinderbetreuung überwiegend auf die Mütter abgewälzt werde. Zwar müssen schon Frauen im Alter zwischen 20 bis 25 Jahren, also in der Zeit des Berufseinstiegs, sich mit zwei Drittel der Männereinkommen begnügen. "Einen regelrechten Einkommenseinbruch erleben aber Frauen in dem Alter, in dem sie zumeist Kinder zur Welt bringen und die Betreuung am intensivsten ist", so Kundtner in einer Aussendung. Die AK fordert eine auf Gleichstellung zwischen Frauen und Männer basierende Familienpolitik - oberstes Gebot sei der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen.

Frauen entgehen zigtausende Euro

Das Einkommen ganzjähriger vollzeitbeschäftigter Frauen liegt in Österreich laut Daten der Statistik Austria mehr als 25 Prozent unter dem von vollzeitbeschäftigten Männern. Trotz identischer Ausbildung und vergleichbaren Jobs ergibt sich laut den Berechnungen vom internationalen Netzwerk Business und Professional Woman (BPW) für Frauen eine Gehaltsdifferenz von 70.000 Euro in zehn Jahren. Der von ihnen ausgerechnete und ausgerufene Equal Pay Day fällt auf den 5. April - theoretisch müssen Frauen bis dahin arbeiten, um auf das gleiche Jahresgehalt wie ihre Kollegen 2012 zu kommen. (APA/red, dieStandard.at, 5.4.2013)