Der neue Stadtteil entsteht dort, wo einst die Züge der ÖBB rollten. Die Bahn benötigt die Flächen nach dem Abriss des alten Südbahnhofs nicht mehr. Der Nachfolger der Station, der Hauptbahnhof (Bild), wird derzeit gebaut - und ist sogar schon im Teilbetrieb.

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In Immobilienannoncen lässt das Attribut "verkehrsgünstig" eher nichts Gutes erahnen - sondern viel befahrene Straßen. Für jene Wohnungen, die am Gelände des künftigen Hauptbahnhofs entstehen, gilt dies jedoch nicht. Gut angebunden ist das Areal tatsächlich, nämlich durch den größten Bahnhof des Landes. Autos bleiben aus dem Gebiet hingegen großteils ausgesperrt, wie Verkehrs- und Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) am Donnerstagabend bei der Präsentation des betreffenden Masterplans betonte.

Elf Hektar

Vorgestellt wurde der Plan für das Gebiet, das an den Helmut-Zilk-Park angrenzt und das gemeinsam mit der ÖBB entwickelt wird. Auf anderen Flächen wird zum Teil bereits gebaut. Östlich des Parks, der ab heuer errichtet wird, befinden sich vorerst jedoch nur Baustellenflächen. Ab 2016 wird hier auf elf Hektar ein Stadtteil mit Wohnraum für rund 3.500 Personen entstehen.

"Es wird ein innerstädtisches Quartier werden, in dem die Menschen gerne leben wollen: mit Platz zum Flanieren, Spielen, mit Begegnungsmöglichkeiten und bester Infrastruktur, besonders was Bildung, Nahversorgung oder Mobilität betrifft. Es gibt viele neue Ansätze, die wir hier verfolgen, um Innovation und soziale Durchmischung zu fördern. Unter anderem werden auch Baugruppen eingeladen, um sich ihren eigenen Wohnraum zu errichten", erklärte Vassilakou.

Kleinteilig und "nutzungsoffen"

Das Viertel und die Gebäude orientieren sich an den Qualitäten gründerzeitlicher Stadtteile - wozu unter anderem eine kleinteilige Parzellierung der Grundstücke beitragen soll. Auch "nutzungsoffene Strukturen" sind geplant. Sie sollen im Hinblick auf zukünftige, veränderte Ansprüche flexibel bleiben, wie es hieß. Die Widmung soll auch Häuser mit größeren Raumhöhen ermöglichen.

Das Entstehen einer belebten Erdgeschoßzone ist überhaupt von "höchster Bedeutung", wie betont wurde. An stadtplanerisch wichtigen Punkten werden Grundstücke an Bauträger vergeben, im neuen Hauptbahnhof-Viertel sollen aber auch Baugruppen zum Zug kommen. Interessierte können sich dabei zusammenschließen und selbst eigenen Wohnraum schaffen.

Die innerstädtische Lage erlaubt laut Vassilakou auch ein innovatives Mobilitätskonzept mit optimaler Anbindung an den öffentlichen Verkehr, attraktiven Fußgängerrouten und zentralen Quartiersgaragen. Zwischen den Gebäuden sind Freiräume mit unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten geplant. Nur für Autos soll - abgesehen von den Garagen - der Bereich großteils tabu sein. Eine Promenade ist geplant, allerdings in verkehrsberuhigter Form.

"Ganz neuer Weg in der Stadtentwicklung"

"Es entsteht ein lebenswertes Stadtviertel, das vom Individualverkehr weitgehend durchfahrtsfrei ist", betonte Herbert Logar, Geschäftsführer der ÖBB Immobilienmanagement GmbH: "Gemeinsam mit der Stadt Wien, den Planern und allen weiteren Beteiligten sind wir mit dem kooperativen Verfahren einen ganz neuen Weg in der Stadtentwicklung gegangen. Das erstellte städtebauliche Leitbild und der kooperative Masterplan sind die beste Grundlage, auf der wir nun einen lebendigen Stadtteil mit hoher Wohn- und Lebensqualität schaffen." (APA, 5.4.2013)