José Manuel Barroso (li.), Direktor Dominique Meyer.

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Wien - EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso war nach seinem Impulsreferat in der Staatsoper schon über alle Arienberge, als ihn Peter de Caluwe, Präsident von Opera Europa, als Kultur-Aficionado outete, der in Brüssel sehr fleißig Kulturveranstaltungen besuche.

Wäre nicht nötig gewesen: In seinem Vortrag sprach Barroso selbst über seine Opernzuneigung. Auch sei ja die Idee, trotz europäischer Krisenzeiten die Wiener Opernkonferenz zu besuchen, in einem Opernhaus bei einem Glas Champagner entstanden. Barroso sprach indes nicht nur über sich selbst und jene Rührung, die ihn auf Reisen überkäme, wenn er Europäer vor Museen Schlange stehen sieht.

Er beschwor auch, nicht bei Kulturbudgets zu sparen: "Eine kluge, fiskale Konsolidierung kann nicht heißen, bei Kultur, Wissenschaft und Bildung zu kürzen." Schließlich sei nicht zuletzt der kulturelle Sektor von wachsender Bedeutung für die Wirtschaft - und überhaupt: Kultur "war und ist der Kitt, der Europa zusammenhält", so Barroso, gerade in Zeiten der Krise dürfe die EU nicht zögern, "in Kultur zu investieren", denn: Die EU sei "nicht nur ein politisches, sondern auch ein kulturelles Projekt". Und schließlich zum Musiktheater selbst: "Nichts ist europäischer als die Oper." Sie kenne keine geografischen Grenzen.

Was Barroso verpasste: Nach ihm diskutierten Operndirektoren und schwärmten von der Musikbegeisterung Wiens. Dominique Meyer (Wiener Staatsoper) erzählte, wie er auf seinem Weg zur Arbeit von fünf Leuten angesprochen wurde, ob Tenor Jonas Kaufmann doch noch in Parsifal singen wird. Robert Meyer (Wiener Volksoper) erzählte von Bewunderern, die ihm in der Straßenbahn zu Inszenierungen gratulieren würden.

Roland Geyer (Theater an der Wien) wiederum konstatierte ebenfalls eine nahezu wahnhafte Wiener Opernbegeisterung, und Bundestheater-Holding-Geschäftsführer Georg Springer sprach auch von fernen Zeiten und dabei von Sängerin Leonie Rysanek. Die Opernkonferenz der Interessenvertretung Opera Europa (mit rund 350 Teilnehmern aus 32 Ländern) hat übrigens das Thema "Citizenship". Bis inklusive 7. April gibt es Vorträge und Diskussionen; Freitag ist die Wiener Volksoper Gastgeber.  (Ljubisa Tosic, DER STANDARD,  5.4.2013)