Soll Peter Pilz im Gemeindebau wohnen dürfen? Darum geht es im Kern: Ein Nationalratsabgeordneter, ein "Doktor" noch dazu, soll gefälligst ausziehen, der kann sich doch locker die Dachterrassenwohnung im Nobelviertel leisten. Oder er soll mehr zahlen - am besten so viel, dass es sich für ihn gar nicht mehr lohnt zu bleiben. So kitzelt die ÖVP, in völlig richtiger Einschätzung des "goldenen" Wienerherzens, den Sozialneid - und hofft auf recht viele Wählerstimmen im Herbst.

Es ist aber sinnvoll, den sozialen Wohnbau auch (reicheren) Mittelschichten zugänglich zu machen - schon aus Sicherheitsgründen, wenn man Armenghettos und soziale Probleme vermeiden möchte, Gewaltexzesse aus Perspektivlosigkeit à la Pariser Banlieue inklusive.

Nun kann man von Besserverdienenden natürlich verlangen, dass sie mehr zahlen sollen. Das tun sie aber bereits, da die Stadt Mietern mit niedrigem Einkommen Wohnbeihilfe zahlt - und hier genau überprüft, ob sie wirklich Anspruch darauf haben.

Eine regelmäßige Überprüfung aller Mietereinkommen ist aber kaum machbar: Wo die Einkommensgrenze festlegen, was darf abgezogen, was angerechnet werden? Bei 500.000 Gemeindewohnungsmietern, mehr als einem Viertel aller Wiener, wäre der Aufwand enorm - und stünde in keinem finanziellen Verhältnis zum Ertrag. Das weiß man in der Wirtschaftspartei ÖVP natürlich. Und das entlarvt den Vorschlag als Wahlkampf-Populismus. (Petra Stuiber, DER STANDARD, 4.4.2013)