Im Salzburger Untersuchungsausschuss zu den Spekulationsgeschäften mit Wohnbaumitteln wird Hofrat Eduard Paulus, Leiter der Finanzabteilung des Landes, vom grünen Landtagsabgeordneten Cyriak Schwaighofer befragt: Wäre es nicht besser gewesen, doppelte Buchhaltung einzuführen statt der mittelalterlichen Kameralistik, mit der man den wahren Wert der Investments nicht erkennen kann? Paulus: "Diese Frage ist unfair. Die Abteilungsleiter bei uns sind so erzogen worden, dass sie sich nicht in die Arbeit der Mitarbeiter einmischen, ich muss mich drauf verlassen, dass sich die Leute an die Richtlinien halten."

Schwaighofer: "Aber den Laden im Griff zu halten wäre schon Ihre Aufgabe gewesen."

Den Laden im Griff halten? Grüner Träumer! Ein österreichischer Hofrat vom alten Schlag mischt sich nicht in Arbeit ein; er hat schließlich Pflichten. Paulus war auch Präsident der Offiziersgesellschaft und musste in weißer Uniform repräsentieren. Ein Hofrat kann sich auch auf die Solidarität seiner Mitbeamten verlassen. Ein Disziplinarsenat für Landesbeamte hob flugs die Suspendierung von Paulus als Chef der Finanzverwaltung auf (als Suspendierter war er sowieso in seinem Büro ein und aus gegangen). Denn ein österreichischer Hofrat ist für nichts verantwortlich, und es kann ihm auch nichts passieren. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 4.4.2013)