Auf dem weitläufigen Grundstück im Prager Stadtteil Modrany stehen zwei Bagger, daneben ein weißes Partyzelt für die Spatenstichfeier. Rundherum gibt es vorerst nur eines: viel Platz. Genau der ist auch bitter nötig. Der alte Standort des österreichischen Gymnasiums liegt zwar um einiges zentraler, doch die Schule platzt bereits aus allen Nähten. "Für das nächste Schuljahr haben sich jetzt schon 67 Schüler angemeldet", sagt Direktorin Isabella Benischek. Aufnehmen kann sie aber nur maximal 34.

Die Schule ist zweisprachig und richtet sich dezidiert auch an eine tschechische Klientel. Damit unterscheidet sie sich von den anderen Expat-Schulen, die fast ausschließlich von Kindern ausländischer Familien besucht werden und in denen man Tschechisch bestenfalls als Fremdsprache lernen kann.

Für Österreichs Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) sind die österreichischen Auslandsschulen ein Erfolgsmodell. "Viele der Absolventinnen und Absolventen stehen später sehr erfolgreich im Berufsleben", sagt Schmied, die extra zur Spatenstichfeier angereist ist. "Das festigt Österreichs Reputation in der Welt und dient nicht zuletzt auch den Wirtschaftsinteressen unseres Landes."

Ihr tschechischer Amtskollege Petr Fiala hält das österreichische Gymnasium für einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der bilateralen Beziehungen, der auch dem Gastland Vorteile bringt: "Unsere Schüler erwerben hier exzellente Deutschkenntnisse und lernen die Kultur des Nachbarlandes kennen. Ich sehe das als Ergänzung zu unserem Bildungssystem", meint Fiala.

Die Kosten trägt Österreich

Derzeit werden in elf Klassen knapp 200 Schüler unterrichtet. Im neuen Gebäude kann die Schule auf 16 Klassen aufstocken. Außerdem soll es einen Mehrzwecksaal geben, eine Bibliothek, Fachunterrichtssäle für Biologie und Chemie und viele Grünflächen im Freien. Die Kosten für den Neubau von etwa 13 Millionen Euro übernimmt zur Gänze die Republik Österreich.

Für Botschafter Ferdinand Trauttmansdorff eine Investition, die sich lohnt: "Die Schule bildet jene Experten aus, die viele Firmen und Institutionen beider Länder dringend brauchen", so Trauttmansdorff, der das Projekt von Anfang an unterstützt hat.

Direktorin Isabella Benischek steht indes auf ihrer Baustelle und strahlt. Sie will Leben in den Stadtteil bringen, den Mehrzwecksaal auch lokalen Kulturinitiativen zur Verfügung stellen, Raum für Begegnung schaffen: "Jetzt haben wir eine Zukunft." (Gerhard Schubert aus Prag, 4.4.2013)