Wien - "Gemischte Gefühle" und weiterhin Bedenken äußert die Universitätenkonferenz (uniko) zur neuen Lehrerausbildung. Eine Neugestaltung sei zwar durchaus notwendig und sinnvoll, die alleinige Betrauung der Pädagogischen Hochschulen (PH) mit bestimmten Aufgaben würde aber "massive Auswirkungen auf die Qualität der Lehrerinnen- und Lehrerbildung mit sich bringen", hieß es in einer Aussendung.

"Es muss gewährleistet sein, dass die Institutionen tatsächlich über entsprechende wissenschaftliche und künstlerische Traditionen, Praxis, Kapazitäten und Ressourcen verfügen", betonte uniko-Präsident Heinrich Schmidinger. Dass PH künftig auch alleine Bachelorprogramme für die gesamte Sekundarstufe und Masterprogramme für die Volksschule anbieten können, hält die uniko für problematisch.

Masterstudien nur in Kooperation mit Unis

"Masterstudien sollten deshalb nach Ansicht der uniko grundsätzlich nur von Universitäten oder in Kooperation mit diesen durchgeführt werden, aber nicht von PH alleine". Zudem würden damit teure Parallelstrukturen aufgebaut. Für die uniko sind "nach wie vor viele Fragen unbeantwortet, etwa wo künftig die Weiterbildung anzusiedeln ist und welche Rolle dem Qualitätssicherungsrat tatsächlich zukommen wird".

"Mutiger Weg"

Der Vorsitzende der Rektorenkonferenz der öffentlichen Pädagogischen Hochschulen (PH) und Rektor der PH Vorarlberg, Ivo Brunner, sieht Österreich dagegen "einen mutigen Weg europäischer Bildungsentwicklung beschreiten". Für die PH werde es dadurch erstmals möglich, in unterschiedlichen pädagogischen Feldern Masterstudien anzubieten. Das Volksschullehramt werde durch den Master aufgewertet, im Sekundarbereich "weist der nunmehr obligatorische Master darauf hin, dass eine Gleichwertigkeit im Abschluss von Mittelschul- und Gymnasiallehrer die Diskussion um die gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen entschärfen will". Dafür bedürfe es der Zusammenarbeit von PH und Universitäten.

ÖVP: "Gesamtschule vom Tisch"

Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) freute sich nach dem Ministerrat öffentlich über die Einigung bei der Lehrerausbildung: "Ich bin zuversichtlich, das wird eine positive Wirkung haben." Die Ausbildung der Pädagogen werde auf völlig neue Beine gestellt. Es gebe daher auch keinen Grund, die erfolgreichen unterschiedlichen Schultypen aufzulösen, meinte VP-Generalsekretär Hannes Rauch in einer Aussendung. Für ihn "bleibt die schultypenspezifische Ausbildung wie bisher erhalten und die Gesamtschule ist damit vom Tisch". In der neuen Lehrerausbildung blieben "die bewährten Ausbildungswege an Universitäten und Pädagogischen Hochschulen erhalten".

Grüne verwundert über langes Bachelor-Studium

"Vorsichtig positiv" äußerte sich der Bildungssprecher der Grünen, Harald Walser, zum Regierungsentwurf. "Wenn sich die beharrenden Kräfte bei der Umsetzung der Regierungsvorlage nicht doch noch durchsetzen, scheint es gelungen zu sein, einige wichtige Qualitätsmaßnahmen in der LehrerInnenausbildung einzuführen", verwies Walser auf die Induktionsphase für Lehrer und die verpflichtende Kooperation von PH mit Unis bei der Ausbildung der Lehrer für mittlere und höhere Schulen. Nicht ganz nachvollziehbar ist für ihn das achtsemestrige Bachelor- und vergleichsweise kurze Masterstudium. Üblich seien sechs Semester für den Bachelorabschluss und weitere vier Semester für den Masterabschluss.

Aufnahmetests positiv

Die VP-nahe Schülerunion freute sich vor allem über die Aufnahmetests für Unis und PH. "Lehramt darf kein Ausweich-Studium für Studenten sein, die nicht wissen, was sie eigentlich beruflich machen möchten. Durch Aufnahmetests ist gewährleistet, dass junge Menschen nur dann Lehrer werden, wenn sie dies auch wirklich wollen." Die Unis seien nun angehalten, eine Methode zu finden, mit der nicht nur die fachliche, sondern auch die soziale Kompetenz eines Lehramtsanwärters getestet werden könne. Wie viele Studenten aufgenommen werden, solle sich nicht nach den vorhandenen Plätzen richten, sondern nur nach inhaltlichen Kriterien.

Grundsätzlich positiv bewertet auch der aktuelle Vorsitzender in der Landeshauptleutekonferenz, Markus Wallner (ÖVP), die Einigung von ÖVP und SPÖ. Zusätzlichen Schwung erwartet sich der Vorarlberger Landeshauptmann nun auch für die Verhandlungen beim Lehrerdienstrecht. Damit befindet er sich praktisch in einem Boot mit dem Vize-Chef der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft, Thomas Bulant (FSG). Dieser hält die neue Lehrerausbildung für eine "solide Grundlage für ein modernes Bildungssystem"."Wenn in den nächsten Wochen konstruktiv verhandelt wird, können wir auch den gordischen Knoten beim Dienstrecht lösen."

BZÖ positiv, Team Stronach negativ

"Verhandlungsbereit" hat sich BZÖ-Bildungssprecherin Ursula Haubner zur Reform der Lehrerausbildung gezeigt. Ansätze "wie die gemeinsame Ausbildung" klängen durchaus positiv, allerdings vermisse man den vorschulischen Bereich. Als "unüberlegt und nicht an die tatsächliche Situation angepasst" kritisierte indes Unterrichtssprecher Stefan Markowitz vom Team Stronach die Pläne. Es sei sinnlos, dass trotz unterschiedlicher Pädagogik Lehrer für AHS und Neue Mittelschule gemeinsam ausgebildet würden. Außerdem wolle nicht jeder Lehrer an einer AHS unterrichten und dafür eine längere Ausbildung absolvieren.

FPÖ: Problem mit "Master für alle"

FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz begrüßt zwar ausdrücklich die Einführung von Aufnahmeverfahren für alle künftige Lehramtsstudenten, hat aber ein Problem mit dem "Master für alle". "Warum künftig selbst Lehramtskandidaten der bisherigen Hauptschulen oder der Neuen Mittelschulen ein Masterstudium vorweisen müssen, ist nicht nachzuvollziehen." Er fürchtet, dass diese "mit vielen für ihr Lehramt nicht verwendbaren Inhalten belastet werden", anstatt ihnen Begeisterung für den Beruf zu vermitteln. Eine gemeinsame Ausbildung von AHS- und NMS-Lehrern lehnt die FPÖ ab.

ÖH begrüßt Einigung

Lob gab es indes von der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) für die "gemeinsame Ausbildung für die gesamte Sekundarstufe". Dies sei "ein erster wichtiger Schritt zu einer gemeinsamen Schule", so Generalsekretär Christoph Huber (Fraktion Engagierter Studierender, FEST). Kritik übte er allerdings daran, dass die Ausbildung der Elementarpädagogen weiter nicht auf tertiärem Niveau stattfindet, außerdem sei der Master für Volksschullehrer mit einem Jahr zu kurz. Die geplanten flächendeckenden Aufnahmeverfahren lehnt die ÖH ebenfalls ab.

Fast uneingeschränktes Lob erntete die Regierung indes vom Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer, der vor allem die Aufnahme- und Eignungsverfahren positiv hervorhob. Nun müsse die Reform so rasch wie möglich umgesetzt werden. Außerdem pochte Neumayer auf eine Abstimmung von Lehrerausbildung und Dienstrechtsreform, es dürfe vor allem zu keinem Erschwernis für den Nachwuchs an den HTL und Berufsschulen kommen. (APA, 3.4.2013)