Tunis - Auf Distanz zu radikalislamischen Vorstellungen ist Rachid Ghannouchi, Vorsitzender der in Tunesien regierenden islamistischen Partei Ennahda, gegangen. In einem Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit"betonte Ghannouchi laut einer Vorabmeldung von Mittwoch die Ablehnung der Gewalt als Mittel, den Islam zu verbreiten oder jemandem aufzuzwingen. Letzteres solle sogar für den Fall gelten, dass jemand vom Islam abfallen wollte.

"Jedem steht es frei, sich in unseren Glauben zu begeben - und ihn auch wieder zu verlassen", so der Ennahda-Chef. Islamische Fundamentalisten dagegen fordern für den, der vom Islam abfällt ("Murtadd"), die Todesstrafe.

Modell der islamischen Revolution

Auf die Frage, ob Tunesien das Modell der islamischen Revolution im 21. Jahrhundert werden könne, antwortete er: "Warum nicht? Ich hoffe es." Die Besonderheiten des Modells "Made in Tunisia" seien "enge Verbindung oder besser Freundschaft zwischen Islam und Modernität, Demokratie und die Gleichberechtigung der Geschlechter.

Ghannouchi zufolge akzeptiert seine Partei die Demokratie mit allem, was dazu gehöre, Regierungswechsel eingeschlossen. Er strebe nach den kommenden Wahlen eine Koalition mit den gemäßigten säkularen Parteien seines Landes an.

Auf die Frage, ob er damit leben könne, dass er von den tunesischen Medien unablässig attackiert wird, antwortete Ghannouchi: "Wir versuchen uns dazu zu erziehen, die Spielregeln zu akzeptieren." (APA, 3.4.2013)