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Zlatan Ibrahimovic ist teuer - und wird noch teurer.

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Frédéric Thiriez: "Der französische Fußball wird abgewürgt."

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"Le foot" ist in Frankreich mehr als nur Fußball. "Le foot" ist die mit Abstand populärste Sportart des Landes. Doch seit Monaten herrscht Aufruhr. Der Sozialist François Hollande preschte im Wahlkampf vollmundig mit der Einführung einer Reichensteuer von 75 Prozent ab einem Jahreseinkommen von einer Million Euro vor. Doch die ursprünglich geplante Abgabe, die Prominente wie Gérard Depardieu aus Frankreich vertrieben hatte, kommt nicht. Das Verfassungsgericht kippte den ersten Anlauf zur Umsetzung der Steuer. Doch Hollande ließ nicht locker. Immerhin gilt ihm die Reichensteuer als Prestigeprojekt. Nun kündigte er an, die Abgabe von den Unternehmen zahlen zu lassen. Betroffen sind damit auch die Fußballklubs des Landes.

Und da nicht jeder einen Scheich Nasser Al-Khelaïfi als Besitzer hat wie Paris St. Germain (PSG) ist der Aufschrei laut. Zwar wird es auch für PSG teuer, sollte die geplante Reichensteuer ab 2014 durchgehen, denn der Verein zählt zehn Spieler, die Millionen-Gehälter beziehen. Allein für Zlatan Ibrahimovic legt der PSG 300.000 Euro pro Woche hin, 1.250.000 pro Monat - macht im Jahr die runde Summe von 15 Millionen Euro. Einstellige Millionengehälter bekommen beispielsweise auch Spieler wie Thiago Silva und Ezequiel Lavezzi. Die Marke David Beckham hingegen kam ablösefrei und spendet das gesamte Gehalt an wohltätige Stiftungen. Jean-Pierre Louvel, Vizepräsident des nationalen Fußballverbands, konstatierte demnach kürzlich auch, dass sich nur PSG die geplante Abgabe leisten könne, die anderen Vereine säßen auf einem Schuldenberg von rund 100 Millionen Euro.

Noch drastischer bringt Profiliga-Präsident Frédéric "Moustache" Thiriez seinen Ärger zum Ausdruck: "Mit dieser Steuer würgt man den französischen Fußball ab." Er geht davon aus, dass die neue Abgabe die Klubs der Ligue 1 insgesamt rund 82 Millionen Euro pro Jahr kosten wird, was einer "brutalen" Steigerung der Abgabenlast um 30 Prozent entspricht, ließ er in einer Aussendung wissen. Frankreich werde seine besten Spieler verlieren, die Wettbewerbsfähigkeit der Vereine in Europa in den Keller rauschen und der Staat seine besten Steuerzahler verlieren. Die Abgabe sei "lächerlich und extrem demagogisch", die ganze Operation führe in eine "Lose-lose-Situation".

Ins gleiche Horn stößt Jean-Louis Triaud, Präsident des FC Girondins de Bordeaux: "Unsere Spieler werden erst herumstänkern und dann ins Ausland gehen", sagte er dem Sportmagazin "L'Équipe". Detail am Rande: Derzeit sind etwa ein Drittel der französischen Top-Spieler aus dem Ausland zugekauft.

Für Verwirrung hatte die geplante Einführung der Reichensteuer im Vorfeld gesorgt: Der Präsident der französischen Fußballliga, Noël Le Graët, hatte noch vor einigen Monaten erklärt, die neue Steuer müsse laut Informationen von Premierminister Jean-Marc Ayrault nur von Unternehmen mit mehr als 5.000 Beschäftigten abgeführt werden. Und jüngst ließ er mit einer Aussage in der Tageszeitung "Le Parisien" aufhorchen: Französische Profiklubs gelten als kleine oder mittelständische Unternehmen, deshalb werde die neue Einkommenssteuer von 75 Prozent für diese nicht fällig. Das Büro des Regierungschefs reagierte prompt. Le Graët sei nicht auf dem neuesten Stand, denn das von ihm erwähnte Gespräch mit Ayrault habe noch vor der Entscheidung des Verfassungsrats stattgefunden, der die ursprünglich geplante Reichensteuer verworfen hatte.

Die Vereine werden wohl bluten müssen. Beckham hingegen, der bekanntermaßen nicht am Hungertuch nagt, versteuert seine Einnahmen in England. Seinen Hauptwohnsitz hat er immer noch in London. Die geschätzten 30 Millionen Euro des letzten Jahres verdankt er zu einem Hauptteil lukrativen Sposoringverträgen. (Sigrid Schamall, derStandard.at, 3.4.2013)