Aus israelischer Perspektive mag es eine Wahl zwischen Pest und Cholera sein - aber vielleicht ist ja das eine heutzutage leichter zu kurieren als das andere. Mit der Wiederwahl von Politbüro-Chef Khaled Meshal hat die Hamas zumindest so agiert, wie es die Araber - im Gegensatz zu den Iranern - von ihr erwarteten. Meshal, der eigentlich nicht mehr antreten wollte, wurde sowohl von Katar als auch von Ägypten favorisiert.

Khaled Meshal steht für eine Umpositionierung der Hamas: Allerdings hat sich dabei nicht die Hamas verändert, sondern ihr Umfeld. In Ägypten sind die Muslimbrüder - die Mutterpartei der Hamas - an der Macht, in Syrien bekämpfen Muslimbrüder den einstigen Hamas-Schutzherrn Assad. Meshal zog folgerichtig aus Damaskus ab. Seitdem zerren die Araber an ihm, um die Hamas vom Iran zu trennen. Dem steht die Hamas im Gazastreifen entgegen, die nicht auf Waffen aus dem Iran verzichten will. Aber immerhin: Meshal wurde wiedergewählt.

Die Gaza-Hamas kann auch an einer anderen Front lernen, was politischer Pragmatismus heißt. Trotz der gemeinsamen Wurzeln ist dem ägyptischen Präsidenten das Hemd näher als der Rock: Seit die Politik der Hamas - ihr unklares Verhältnis zu noch radikaleren Gruppen - als einer der destabilisierenden Faktoren für den Sinai ausgemacht wurde, versucht Mohammed Morsi die Grenze möglichst dicht zu halten. Die Hamas wird sich entscheiden müssen. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 3.4.2013)