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Niedermeyer-Chef Werner Weber braucht nun Investoren zur Umsetzung eines neuen Konzeptes.

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Wien - Die Niedermeyer GmbH hat am Dienstag beim Handelsgericht Wien den Antrag auf Einleitung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung gestellt. Die Ursache für die angespannte finanzielle Situation liege in konjunkturbedingten Umsatzrückgängen und sinkenden Margen, aber auch im sehr dichten Filialnetz, heißt es in einer Aussendung. Das Konzept des Elektronik-Nahversorgers sei in einem von Großflächen-Diskontern und Online-Shops dominierten Markt zunehmend unter Druck geraten.

Das Unternehmen will  nun die Möglichkeiten einer Restrukturierung im Zuge des Sanierungsverfahrens nutzen, um die wesentlichen Unternehmensbestandteile zu erhalten und eine strategische Neuausrichtung gewährleisten zu können.

Anpassung der Strukturen

Der vorgelegte Sanierungsplan sieht neben einer Anpassung der Strukturen in der Zentrale, die Konzentration des Filialnetzes auf die besten innerstädtischen Lagen und Top Einkaufszentren vor. In Summe werden 45 von 98 Filialen fortgeführt. Die Schließung von Filialen und Teilbereichen der Zentrale führt zu einer geplanten Reduktion der Belegschaft um 279 Mitarbeiter.

Die Unternehmensleitung sei in guten Gesprächen mit potentiellen Investoren zur Umsetzung des neuen Konzeptes, heißt es in der Aussendung. Darin sei der Umbau der verbleibenden Filialen auf einen neuen Standard vorgesehen, der sich an den erlebnisorientierten Shop-Konzepten von Apple und Samsung orientiere. Basis des neuen Konzeptes sei das vor kurzem eingeführte Niedermeyer-Multi-Shopping, ein Hybridangebot aus Internetbestellung und Abholung in der Filiale, mit dem Niedermeyer heute bereits einen Umsatzanteil von über 20 Prozent erwirtschafte.

Werner Weber, Geschäftsführer und Mehrheitseigentümer von Niedermeyer: "Mir ist bewusst, wie belastend die derzeitige Situation für jeden einzelnen der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist. Nach ersten Gesprächen mit potentiellen Investoren, bin ich aber überzeugt, dass nur ein radikaler Umbau des Unternehmens und eine Konzentration auf unsere Top-Standorte in Verbindung mit Multi-Shopping und dem erlebnisorientierten Shop-Konzept die Zukunft von Niedermeyer sichern kann."

28 Millionen Euro Schulden

"Wir gehen davon aus, dass die Passiva rund 28,8 Mio. Euro betragen", sagte Christoph Vavrik vom KSV zur Austria Presseagentur. Die Kosten für die Filialschließungen seien da bereits enthalten. Den rund 840 Gläubigern wird eine Quote von 20 Prozent innerhalb von zwei Jahren angeboten. Die Gläubiger sollen ihre Forderungen bis zum 23. Mai anmelden.

Von der Insolvenz sind 580 Beschäftigte in 98 Filialen in ganz Österreich betroffen. "Es ist die größte Wiener Insolvenz dieses Jahres", sagte Vavrik. Österreichweit sei es die zweitgrößte Pleite nach Griffnerhaus in Kärnten. "Wir rechnen damit, dass die Verfahrenseröffnung rasch erfolgen wird."

"Es muss nun rasch Klarheit geschaffen werden, ob das Unternehmen in der Insolvenz tatsächlich längerfristig fortgeführt werden kann und wir werden darauf drängen, dass vom Unternehmen ehestbaldig ein plausibles Fortführungs- und Finanzierungskonzept in Anbetracht des angestrebten Sanierungsplans vorgelegt wird", sagte Vavrik.

Millionen-Verluste im abgelaufenen Geschäftsjahr

Niedermeyer hat im Geschäftsjahr 2011/12 (per 30. April) einen Verlust von 2,9 Mio. Euro erlitten, im Jahr davor hatte das Unternehmen "noch einen geringen Gewinn in der Größenordnung von 100.000 Euro", sagte Christian Rothmüller, Sprecher von Niedermeyer.

Niedermeyer befindet sich im Mehrheitsbesitz von Niedermeyer-Geschäftsführer Weber, der über die Sapentia GmbH 50,1 Prozent am Elektrohändler hält. Die restlichen 49,9 Prozent gehören der Hypo Equity Beteiligungs AG, an der laut FirmenCompass u.a. die Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank Aktiengesellschaft (43,29 Prozent) und die Hypo Tirol Bank (21,78 Prozent) wesentlich beteiligt sind. Die Eigentümer hätten in den letzten Jahren rund 6 Mio. Euro ins Unternehmen investiert - im September 2012 seien es 2 Mio. Euro gewesen, betonte Rothmüller. (APA/red, derStandard.at, 2.4.2013)