Kiew/Moskau - In der Ukraine droht ein handfester politischer Skandal: Weil Oppositionspolitiker Arseni Jazenjuk sich bei einem Auftritt im westukrainischen Tschernivzi (Czernowitz) von zwei Autos beschattet fühlte, rief er die Polizei. Unbekannte - vermutlich Anhänger Jazenjuks - blockierten kurz darauf einen der beiden Wagen, den Jazenjuk durchsuchte. Dabei wurden Überwachungsgeräte und falsche Nummernschilder sichergestellt. Der Politiker erstattete Anzeige.

Doch Jazenjuk, der nach der Inhaftierung von Julia Timoschenko als Fraktionschef der größten Oppositionspartei "Vaterland" zu deren Führungsfigur aufrückte, droht nun selbst Ungemach: Zwar hat das Innenministerium nach anfänglichem Leugnen einen Überwachungseinsatz eingeräumt, doch dieser habe sich nicht gegen den Rada-Abgeordneten gerichtet, heißt es in einer Erklärung. Mit der Durchsuchung des Fahrzeugs habe Jazenjuk illegal in die Arbeit der Sicherheitsorgane eingegriffen, teilte die Polizei mit. Ein Ermittlungsverfahren wurde gegen Jazenjuk bereits eröffnet.

Gennadi Moskal, ein Parteifreund Jazenjuks, nannte die Vorwürfe bereits " völlig blödsinnig und absurd". Die Opposition will in wenigen Tagen einen Misstrauensantrag gegen die Regierung stellen. Die Erfolgsaussichten sind allerdings bescheiden. Die Opposition - neben der Vaterlandspartei zählt auch Witali Klitschkos Partei Udar und die nationalistische Freiheitspartei dazu - verfügt fest nur über 180 der 449 Sitze im Parlament. (André Ballin, DER STANDARD, 2.4.2013)