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Pak Pong-ju: Neuer, aber altbekannter Regierungschef.

Foto: REUTERS/Reinhard Krause

Pjönjang - In Nordkorea ist nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA ein neuer Regierungschef ernannt worden. Wie die Agentur am Montag meldete, legte der 73-jährige Funktionär Pak Pong-ju vor dem Parlament den Amtseid ab. Nordkorea hatte am Samstag den Kriegszustand gegenüber Südkorea erklärt. Beobachter vermuten hinter den martialischen Tönen eine Ablenkung von innenpolitischen Weichenstellungen.

Pak folgt auf Choe Yong-rim, der seit Juni 2010 Vorsitzender des Ministerrats war. Er gilt als zentrale Figur der nordkoreanischen Wirtschaftspolitik und als enger Vertrauter des 2011 verstorbenen früheren Staatschefs Kim Jong-il, des Vaters des derzeitigen Machthabers Kim Jong-un. Pak war bereits von September 2003 bis April 2007 Regierungschef, musste das Amt dann aber aus unklaren Gründen abgeben. Berichten zufolge soll er ein neues Gehaltsschema für die Planwirtschaft des Staates vorgeschlagen haben, das als zu ähnlich mit dem des Kapitalismus angesehen wurde. Erst kurz vor seiner erneuten Ernennung zum Regierungschef war er wieder zum Mitglied des Politbüro ernannt worden.

Kriegszustand

Nach Ansicht von Experten könnte Paks Aufstieg ein Anzeichen für ökonomische Erneuerung sein. "Pak Pong-ju ist das Gesicht wirtschaftlicher Reform, so es das geben kann - Reform mit nordkoreanischem Antlitz", sagte der Forscher John Delury der südkoreanischen Yonsei-Universität dem US-Magazin "Time". So könnte etwa ein Teil des gewaltigen Militärbudgets künftig auf die zivile Wirtschaft umgelenkt werden. Am Sonntag hatte das Zentralkomitee der Arbeiterpartei unter Vorsitz Kims eine neue Strategie beschlossen, um den Ausbau des Atomwaffenarsenals und die wirtschaftliche Entwicklung gleichzeitig voranzutreiben.

Nordkorea hatte den Kriegszustand ausgerufen und mit einem Atomkrieg gedroht. Die beiden Länder befinden sich formal ohnehin im Kriegszustand, der Korea-Krieg endete im Jahr 1953 nur mit einer Waffenruhe. In den vergangenen Wochen nahmen die Spannungen stetig zu, nachdem der UNO-Sicherheitsrat als Reaktion auf einen Atomtest im Februar die Sanktionen gegen Nordkorea verschärft hatte.

Die neue südkoreanische Präsidentin Park Geun-hye hatte Nordkorea am Montag mit einer massiven und raschen militärischen Reaktion gedroht. "Wenn es zu irgendeiner Provokation gegen Südkorea und sein Volk kommt, dann sollte es darauf eine starke Antwort bei den anfänglichen Kampfhandlungen geben - ohne politische Abwägungen", sagte Park. (APA, 1.4.2013)