Immerwährender Frühling in Form eines Kultmöbels: Josef Franks für Svenskt Tenn entworfenes und in den frühen 1940ern ausgeführtes Cabinet " Flora" generierte zwar starkes Interesse, sucht jedoch noch einen neuen Besitzer.

Foto: Madero Collectors Room / Salzburg

Wenn solchen Wetterkapriolen über Zahlenspiele positive Effekte abgerungen werden, dann sei das Wirtschaftsforschern unbenommen. Der Kunsthandel ziert sich derzeit, ein gleichlautend Lied anzustimmen. Der überlange Winter trübe die Kauflaune, sogar in Maastricht, wo sich die Pilgerströme zur Tefaf-Eröffnung ob des Schneechaos im Zaum hielten.

20 Prozent weniger Besucher und Absagen angekündigter Kunden bestätigten einige Teilnehmer. Die Mehrheit der 70.000 Besucher durchstreifte die Messemeile leider ohne Kaufabsicht. Auf 56 Prozent belief sich 2012 der Anteil an Einheimischen, 44 Prozent auf internationales Publikum, darunter Vertreter von 220 Museen und namhafte Sammler.

Dennoch, der Verlauf, erzählen manche, wäre deutlich zäher gewesen als in den vergangenen Jahren, nicht so bei Alten Meistern, sondern ganz besonders im Segment der Moderne. Nicht jeder konnte die Kriegskasse für neue Akquisitionen füllen. Starkes Interesse, aber kein einziger Abschluss, dieses Schicksal ereilte erstmals auch Wienerroither & Kohlbacher (Wien). Manches, etwa auch Schieles Mutter und Kind I (8,5 Mio. Euro) könnte hier noch über die Nachbearbeitung den Besitzer wechseln.

Kampf um Kostendeckung

Recht passabel bilanzierte Wolfgang Bauer (Bel Etage, Wien), bei dem sich Klienten unter dem Messedruck bereits ab Katalog und einige hernach vor Ort bedienten, für anderes laufen noch Verhandlungen. In der offiziellen Tefaf- Bilanz ist von Mühen naturgemäß nichts zu lesen. Vielmehr rühmt man sich, den wirtschaftlichen Unsicherheiten quasi ein Schnippchen geschlagen zu haben. Eine Flucht in Sachwerte vom ersten bis zum letzten Tag, insbesondere im obersten Qualitäts- und damit Preissegment.

Darüber durften sich vielleicht 20 Prozent der Teilnehmer freuen, weitere 20 Prozent attestieren Zufriedenheit, der Rest kämpfte um Kostendeckung.

Und an der heimischen Front, wo Ende vergangener Woche 38 Aussteller der Art & Antique Residenz Salzburg (bis 1. 4.) ihr Messelager aufschlugen? Zusammengefasst scheint der Zufriedenheitspegel dort täglich zu steigen, wenn nicht bei allen, so doch bei vielen.

Bei Galerie Metropol (Kolhammer/Mahringer, Wien) etwa, die in den vergangenen Jahren erfolglos auf Werke Alter Meister gesetzt hatte. Heuer also ein Potpourri aus Klassischer Moderne und zeitgenössischen Blickfängen, das mehr Nachfrage generierte. Innert 90 Minuten hatte sich das Vernissagepublikum etwa sämtliche der Attersee-Impressionen Otto Friedrichs von den Kojenwänden gepflückt, je Postkartenformat war der Kaufpreis zwischen 3000 und 6800 Euro gelegen.

Auch anderswo markieren rote Punkte die Anzahl der Abschlüsse in erstaunlichem Umfang. Masernalarm, witzelte ein Kollege mit Verweis auf Patrick Kovacs, der diesen Erfolg mit einer vernünftigen vulgo der derzeitigen Marktsituation angepassten Kalkulation begründet. Für ihn und seine Entourage aus Kunsthandwerk und Jugendstilmobiliar lief es bisher schlicht: sensationell.

Neben Stamm- bediente Sylvia Kovacek derweilen ebenso Neukunden, mit Barock- oder französischer Glaskunst sowie einigen Gemälden. Das Liebermann-Eselchen (180.000) steht ebenso noch in Verhandlungen wie ein flott gepinseltes Kleinformat (68.000) Alfons Waldes. Giese & Schweiger reichten zum Auftakt Ferdinand Georg Waldmüllers Bettelknaben von 1859 in eine heimische Sammlung weiter, während Franz Xaver Petters prachtvolles Blumenstück von 1832 nach sportlichen Verhandlungen (ab 95. 000) nach Italien abwanderte.

Andernorts liefern sich Kundenzögerlichkeit und Händlergeduld noch ein Scharmützel: viel Bewunderung erntete etwa ein um 1730 ausgeführter venezianischer Kaminspiegel (39.000, Lilly's Art) oder auch Josef Franks botanisch dekoriertes Cabinet (45.000) aus den 1940ern. (Olga Kronsteiner, Album, DER STANDARD, 30./31.3./1.4.2013)