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Nordic Walking ...

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... bietet Naturerlebnis und ist anspruchsvoller als normales Wandern.

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Wien - Das mit dem Image ist eben so eine Sache. "Ich gebe schon zu, dass es anfangs problematisch war", sagt Stefan Kleinhappl. Die betroppezten Gesichter seiner Freunde, in die er blickte, als er vor Jahren neben dem Mountainbike-Rennsport auch Nordic Walking für sich entdeckte, hat er nicht vergessen.

Heute ist der 32-jährige Sportwissenschafter Leiter der Nordicfit Academy, die Trainer unter anderem für Nordic Walking ausbildet. Dass der einstige Trendsport, der um das Jahr 2000 nach Österreich geschwappt ist, keiner mehr ist, gibt Kleinhappl zu. "Da ist auch die Sportartikelindustrie schuld", sagt er. Bei einer Nutzungsdauer der Stöcke von etwa acht Jahren und Anschaffungskosten ab 19 Euro ist es kein Wunder, dass der Handel auf andere Zugpferde setzt. "Wir haben die Trendjäger verloren, die sind vielleicht zu Zumba weitergezogen", sagt Kleinhappl. "Aber interessanterweise ist der Trend zur Ausbildung freiberuflicher Trainer gar nicht zurückgegangen."

Christoph Krahwinkler, Marketing- und Vertriebsleiter bei der Fachhändlergemeinschaft Sport 2000, bestätigt, dass Nordic Walking " keine Warengruppe ist, die umsatzmäßig eine Rolle bei uns spielt". Seit Ende des Booms werden etwa ein Viertel weniger Stöcke pro Jahr verkauft. Diese Zahl hat sich laut Krahwinkler aber konstant gehalten. Bei Hervis waren es 2004, im stärksten Jahr, 50.000 Stöcke, 2012 waren es knapp 20.000, sagt Geschäftsführer Alfred Eichblatt.

Einstieg zum Laufen

Für Krahwinkler ist Nordic Walking ein möglicher Einstieg zum Laufen. Running ist im Handel ein viel größerer Bereich, mit Funktionsbekleidung und Schuhen ist mehr Geld umzusetzen. Als neuer Trend gilt das E-Bike: Es schafft positive sportliche Effekte, schleppt unterstützend Freizeit- und Gesundheitssportler dorthin, wo sie mit normalen Rädern nicht hinkommen würden - und lässt den Handel mit Preisen jenseits der 1000 Euro jubeln.

Die weit billigere Alternative, Sport nicht nur für älteres Publikum wieder attraktiv zu machen, bietet Nordic Walking. Menschen, die sich in der Natur betätigen oder vielleicht sogar abnehmen wollen, für die Joggen aber (noch) keine Alternative ist. Das Gehen mit Stöcken ist anspruchsvoller als Wandern, durch die Armbewegung werden mehr Muskeln aktiviert. "Bei gleicher Geschwindigkeit, egal ob man läuft oder geht, verbraucht man beim Nordic Walking mehr Energie", sagt Kleinhappl. Weil es aber auch einige Dinge gibt, die man mit den Stöcken falsch machen kann, empfiehlt er Kurse. "In sechs bis acht Stunden sollten Anfänger die Grundtechnik beherrschen."

Nordic Walking hat sich aus dem Sommertraining der Skilangläufer entwickelt. Insofern spricht laut Kleinhappl nichts dagegen, auch eine jüngere Zielgruppe für den Sport zu begeistern. Spezielle Schritt-Technikvarianten wie Skating, Nordic Jogging, Hopserlauf oder Sprunglauf werden sehr schnell sehr intensiv und werden etwa bei Rad- und Laufsportlern als Ergänzungstraining eingesetzt. Das Image ist dann nur noch eine Nebensache. (David Krutzler, DER STANDARD, 29.3.2013)