Bewarb sich als 15-Jähriger großmäulig bei Ozzy Osbournes Band und ist im Herzen ein Hardrocker geblieben: US-Gitarrist Paul Gilbert.

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Kufstein/Wien - Hardrock und Heavy Metal haben es nicht leicht bei Kritikern. Einerseits sind diese Stile als Proletenmusik verschrien, andererseits gelten sie als Spielwiese für überambitionierte Stromruderstreber, die sich an Griffbrett und Pedalen bis zur Selbstbefriedigung austoben. Freilich sollte nicht jeder Ansatz von Virtuosität derart abqualifiziert werden, vor allem, wenn einer auch ganz anders kann. Wie etwa der US-Amerikaner Paul Gilbert, der schon als 15-jähriges Großmaul 1981 ein Demoband verschickte, um in Ozzy Osbournes Band aufgenommen zu werden.

Aus dem Engagement beim Fürsten der Finsternis wurde zwar nichts, aber 1985 gründete Gilbert Racer X. Das Quartett verschrieb sich melodischem Hardrock, technisch präzise und zugleich - für die damalige Zeit - ultraschnell gespielt.

Seit Ende der 1990er-Jahre veröffentlichte der Gitarrero zwölf Soloalben. Auf Fuzz Universe (2010) folgte vergangenes Jahr Vibrato. Geschwindigkeitsweltrekorde muss er ohnehin nicht mehr aufstellen, auf Vibrato verzichtet er zudem auf die Bearbeitung eines Themas aus der klassischen Musik - immerhin bisher ein Markenzeichen seiner Spielraffinesse. Stattdessen outet sich der Effektgeräteerfinder als Freund der fetten Funkgrooves.

Neben dem obligatorischen Bluesrockstück gibt es Fusion im Stil des Mahavishnu Orchestra sowie Zappa-Wahnsinn. Dave Brubecks Blue Rondo a la Turk ist eine von vier Instrumentalnummern, Bivalve Blues variiert den Yes-Hadern Owner Of A Lonely Heart. Dass Gilbert im Herzen ein Hardrocker geblieben ist, beweisen Coverversionen wie AC/DCs Go Down. Bon Scott selig würde das gefallen. Zweimal live in Österreich. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 27.3.2013)