Y-Chromosom verloren – das ist eine gute Nachricht für Menschen, die an dem sogenannten Myelodysplastischen Syndrom (MDS) erkrankt sind. Es handelt sich dabei um eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks, die in eine akute Leukämie übergehen kann. Bisherige Untersuchungen haben gezeigt: Der Verlust des Y-Chromosoms wirkt sich offenbar günstig auf die Prognose und den Verlauf der Erkrankung aus.

Was aber steckt auf der Ebene der Gene hinter dem Verlust des ganzen Chromosoms? Das will jetzt ein Forschungsprojekt der Abteilung Hämatologie und Onkologie an der Universitätsmedizin Göttingen klären. Von der Deutschen José Carreras Leukämie-Stiftung für zwei Jahre mit einem Betrag von 122.800 Euro gefördert, werden Detlef Haase, Leiter des Labors für Hämatologische Zytogenetik der Abteilung Hämatologie und Onkologie der UMG, und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin, Christina Ganster, molekularen Mechanismen untersuchen, die der genetischen Veränderung zugrunde liegen.

Alters- oder krankheitsbedingt

Ein Verlust des Y-Chromosoms ist eine genetische Veränderung, die bei verschiedenen Leukämieformen in einem Teil der Blutzellen auftritt. Etwa 10 Prozent der von MDS-Betroffenen haben solche klonalen Chromosomenveränderungen in ihren Knochenmarkstammzellen. Diese Veränderung wird aber auch in den Blutzellen gesunder älterer Männer beobachtet.

Noch ist umstritten, ob die genetische Veränderung, die bei MDS-Patienten zum Verlust des Y-Chromosoms führt, alters- oder krankheitsbedingt auftritt. Vorarbeiten der Arbeitsgruppe an der Universitätsmedizin Göttingen ergaben, dass der Y-Verlust bei MDS-Patienten nicht nur altersbedingt auftritt, sondern auch einen Marker für einen veränderten Klon darstellen kann. Auch liegen Ergebnisse vor, dass MDS-Patienten mit isoliertem Verlust des Y-Chromosoms eine gute Prognose und ein geringes Risiko für einen Übergang in eine akute myeloische Leukämie (AML) haben.

"Wir wollen nun die molekulargenetischen Faktoren identifizieren, die bei diesen Patienten mit Y-Verlust zum MDS beitragen. Unser Ziel ist es, MDS besser zu verstehen und letztendlich die Entwicklung von zielgerichteten Therapien zu unterstützen", sagt Christina Ganster, Leiterin des Forschungsprojektes. (red, derStandard.at, 26.3.2013)