London/Moskau - Eine erste Obduktion der Leiche des russischen Oligarchen und Kremlkritikers Boris Beresowski deutet auf Suizid durch Erhängen hin. Es gebe keine Anzeichen von äußerlicher Gewalteinwirkung bzw. auf einen Kampf, wie die britische Polizei am Montagabend in London mitteilte.

Nach Auskunft der Behörden würden nun weitere Tests durchgeführt, unter anderem eine toxikologische sowie histologische Untersuchung. Bis die endgültigen Ergebnisse feststehen, könne es aber noch Wochen dauern.

Polizei schließt radioaktive Vergiftung aus

Der einstige Multimillionär und einflussreiche Machtpolitiker war am Samstag im Badezimmer seines Hauses in Ascot, südwestlich von London, tot aufgefunden worden. Die Polizei hatte zunächst erklärt, die Todesumstände seien "ungeklärt".

Beresowskis Moskauer Anwalt Alexander Dobrowinski sagte am Wochenende, ihm sei mitgeteilt worden, "dass Beresowski sich umgebracht hat". Der Oligarch sei zuletzt in einem "furchtbaren Zustand" und "völlig überschuldet" gewesen. Eine Vergiftung mit radioaktiven Substanzen wie 2006 beim Ex-Spion und Beresowski-Vertrauten Alexander Litwinenko schloss die Polizei aus.

Zweifel im Bekanntenkreis

Freunde von Beresowski bezweifelten nach dem aufsehenerregenden Todesfall, dass der eigentlich als kämpferisch bekannte Oligarch Suizid begangen haben soll. Sein langjähriger Freund Nikolai Gluschkow sagte dem "Guardian": "Ich bin mir sicher, dass er ermordet wurde. Ich habe andere Informationen, als die, die in den Medien veröffentlicht werden."

Nach dem Tod des Kremlkritikers will Russland auf das Vermögen des in Moskau wegen zahlreicher Wirtschaftsverbrechen verurteilten Unternehmers zugreifen. Die Generalstaatsanwaltschaft strebe weiter eine Rückkehr von Besitztümern an, die Beresowski sich illegal angeeignet habe, teilte die Behörde nach Angaben der Agentur Interfax am Montag mit. Details wurden nicht genannt. Auch in London wurden bereits am Montag Geldforderungen an den Nachlass Beresowskis laut.

Beresowski lebte in Großbritannien im Exil. Von dort entwickelte er sich zu einem scharfen Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin, er galt als Russlands Staatsfeind Nummer eins. Mit dem Kreml lag er bis zuletzt im Clinch. Die russischen Behörden warfen ihm im vergangenen Jahr Anstiftung zu Unruhen vor, nachdem er dazu aufgerufen habe, die Rückkehr Putins in den Kreml zu verhindern. (APA, 26.3.2013)