Wenn man sich drinnen beruflich für ein paar Stunden aufhält, wirkt das Parlament nicht besonders baufällig. Die massiven Säulen, die imposanten Treppenaufgänge, die kostbare Marmorvertäfelung - sieht nicht gerade nach drohender baupolizeilicher Sperre aus.

Und doch ist es so, wie Architekt Ernst Beneder, der einem entsprechenden Gremium vorsteht, jetzt in in einer Pressekonferenz mit Parlamentspräsidentin Barbara Prammer festhielt. Der innere, nicht sichtbare Zustand komme fast einem "Totalschaden" gleich. "Es gibt fast keinen Punkt dieses Hauses, der nicht in irgendeiner Form angegriffen, ertüchtigt, erneuert werden muss." Das wird so 400 Millionen Euro kosten.

Das müssen wir uns leisten. Das Parlament, dessen Form als stilisierter griechischer Tempel auf die erste Demokratie der Welt, die athenische, hinweist, ist ein Fundament unserer politkulturellen Identität. Kaiser Franz Joseph hatte dem Bau 1869 widerwillig zugestimmt. Er hielt "naturgemäß" nichts vom Parlamentarismus. Der katastrophal verlorene Krieg gegen Preußen 1866 und der "ungarische Ausgleich" 1867 hatten aber seine absolutistische Herrschaft geschwächt.

Seit der Eröffnung 1883 ist viel Unsinn, hetzerischer Unsinn, auch mörderischer Unsinn dort gesprochen worden - bis heute. Aber es ist das Symbol der repräsentativen Demokratie und ein bedeutender Bau. Das muss es uns wert sein, ganz im Ernst. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 26.3.2013)