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Teamchef Marcel Koller weiß, was er an Zlatko Junuzovic hat, nämlich eine etablierte Fixgröße im Mittelfeld.

Foto: APA/Jäger

Dublin - In Wahrheit kann fast nichts mehr passieren. Gerald Klug, der neue Sportminister, ignorierte den Wintereinbruch, er ließ sich am Montagvormittag zum Flughafen nach Schwechat chauffieren, um sich der Fußballnationalmannschaft vorzustellen. Darauf hat sie nämlich gewartet. Kurz vor Abflug hielt er in der General Aviation, von dort aus starten die VIPs, eine Antrittsrede. Sinngemäß: "Toi, toi, toi, Österreich steht hinter Ihnen, hinter euch. Nehmt die Begeisterung vom Färöer-Spiel mit nach Dublin, dann kann nichts passieren." Klug flog übrigens nicht mit, er muss am 26. März das Bundesheer reformieren. Der Minister bekam ein Teamtrikot samt Unterschriften geschenkt, das fällt natürlich nicht unters Anfütterungsverbot. 

Dublin wurde mit einstündiger Verspätung erreicht, ein Flugzeug zu enteisen dauert eben. Wettermäßig musste sich das Team kaum umstellen, auch kalt, auch Winter, kein Schnee, dafür Wind. "Wir sind richtig heiß aufs Spiel", sagte Marcel Koller, der am Montag den Dienstag (Anpfiff 20.45 Uhr) förmlich herbeisehnte. Der Ausfall Robbie Keanes (Wadenverletzung) sei Pech für die Iren. "Giovanni Trapattoni hätte ihn aufgrund der Erfahrung gerne dabei gehabt. Er wird einen kämpferischen, läuferisch starken Ersatz finden." Trapattoni, der irische Teamchef, hielt am Montag im Grand Hotel Hof, sprach sein typisches "Trappish", verriet die irische Aufstellung und lobte Österreich. "Schnell und agil. Wir müssen 95 Minuten lang höchst konzentriert sein." Trapattoni wurde dann noch zu Arnautovic befragt, woraufhin er über Ivanschitz sprach.

Marcel Kollers Plan

Koller hat einen Matchplan ausgearbeitet, in dem er nicht davon ausgeht, "dass die Iren auf Teufel komm raus stürmen. Wenn sie kommen, kommen sie aber mit Wucht." Österreich möchte "Fußball spielen, kombinieren, Pressing betreiben, in der Defensive wachsam und kompakt sein. Die Zweikämpfe annehmen, nicht auf Fehler spekulieren." Die Spieler seien sich folgender Tatsache bewusst. "Sie beginnen bei null, das 6:0 gegen die Färöer hat keine Bedeutung mehr, war kein Maßstab."

Tormann Heinz Lindner wird im Aviva Stadium beschäftigt werden. Darauf ist er gefasst, darauf freut er sich. Der 22-Jährige legt sein viertes Länderspiel hin, am dritten war er quasi unbeteiligt. "Auch gegen die Färöer musste man konzentriert sein." Das zeitweilige Nichtstun kennt er von der Wiener Austria, die dem Meistertitel entgegenstrebt. "Manchmal hätte ich gerne mehr Arbeit. Die Kunst ist es, sich nicht überraschen zu lassen." Lindner weigert sich, von einer "Feuertaufe" zu sprechen. Da kann man ihm das Wort noch so oft in den Mund legen, er spuckt es immer wieder aus. "Irland ist ein besonderes Spiel. Die Fans werden für fantastische Stimmung sorgen."

Heinz Lindners Ziel

Was ihn erwartet? "Eine körperlich robuste Truppe. Ich glaube gar nicht, dass sie sehr oft in den Strafraum flanken werden." Tormannproblem sieht Lindner in Österreich übrigens kein massives, er gibt aber zu, dass "sich zuletzt keine klare Nummer eins her auskristallisiert hat. Es liegt an mir, mich zu etablieren."

Zlatko Junuzovic ist diesem Stadium entwachsen, der 25-Jährige zählt zu den etablierten Fixgrößen im Mittelfeld. Zu Beginn des Trainingslagers sei er ziemlich deprimiert gewesen, da war er mit der schwierigen Situation bei Werder Bremen beschäftigt. "Zwei Trainingseinheiten später waren alle negativen Gedanken weg, es kam zu einem positiven Kulturschock." Junuzovic will in Dublin no na  gewinnen, wobei er ein Remis akzeptieren könnte, müsste. "Verlieren wäre schlimm."

In den vergangenen zehn Jahren konnten von 33 Auswärtspartien nur vier gewonnen werden, gegen Liechtenstein oder Aserbaidschan. Ein Kaliber wie Irland (Ranglisten-40., Österreich ist 79.) war nicht dabei. Junuzovic: "Eigentlich ist es nicht erklärbar. Man kann Auswärtsschwächen überwinden." Koller beschäftigt sich "nicht mit der Vergangenheit. Wir haben ein Team, das bestehen kann." 2700 Schlachtenbummler kommen nach Dublin. Sie werden den Gesängen der wunderbar freundlichen irischen Fans lauschen. Kollers Wunsch: "Vielleicht spielen wir so, dass wir nur unsere Anhänger hören." In diesem Fall wäre etwas passiert. (Christian Hackl, DER STANDARD, 26.3.2013)

Fußball-WM-Qualifikation (Gruppe C):

Irland - Österreich (Dublin, Aviva Stadium, 20.45 Uhr MEZ/live ATV, SR Marijo Strahonja/CRO)

Irland: Forde (Millwall) - Coleman (Everton), O'Shea (Sunderland), Clark (Aston Villa), Wilson (Stoke) - Walters (Stoke), McCarthy (Wigan), Whelan (Stoke), McClean (Sunderland) -  Sammon (Derby County) Long (West Bromwich)

Ersatz: Westwood (Sunderland), Randolph (Motherwell) - St. Ledger (Leicester City), Kelly (Reading), O'Dea (Toronto), Green (Leeds), , Hendrick (Derby County), Brady (Hull City), Doyle (Wolverhampton), Cox (Nottingham), Keogh (Millwall), Hoolahan (Norwich)

Es fehlen: Keane, McGeady, McShane, Pilkington (alle verletzt)

Österreich: Lindner (Austria Wien/3 Länderspiele) - Garics (Bologna/31/2 Tore) oder Klein (Salzburg/14/0), Dragovic (FC Basel/19/0), Pogatetz (West Ham United/54/2), Fuchs (FC Schalke 04/52/1) - Baumgartlinger (1. FSV Mainz 05/25/0), Alaba (Bayern München/23/2) - Harnik (VfB Stuttgart/34/8), Junuzovic (Werder Bremen/25/4), Arnautovic (Werder Bremen/25/7) - Janko (Trabzonspor/32/14)

Ersatz: Königshofer (Rapid Wien/0), Özcan (Ingolstadt/1) - Prödl (Werder Bremen/39/3), Ortlechner (Austria/8/0), Suttner (Austria Wien/7/0), Ivanschitz (1. FSV Mainz 05/61/11), Jantscher (Dynamo Moskau/15/1), Kavlak (Besiktas Istanbul/24/1), Leitgeb (Salzburg/32/0), Hosiner (Austria Wien/2/2), Weimann (Aston Villa/4/0)

Fraglich: Garics (Fußblessur)

Es fehlen: Almer, Schiemer (beide verletzt)